Oblivion:Die Saat | ElderScrollsPortal.de

Oblivion:Die Saat

Calarathon (Diskussion | Beiträge)
Die Seite wurde neu angelegt: „< '''Artikel''' Diese Seite enthält den Text des Buches '''Alte Sagen der Dwemer, Teil II: Die Saat''' aus …“
 
Scharebot (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
< '''[[Alte Sagen der Dwemer, Teil II: Die Saat|Artikel]]'''
{{Quelle (Oblivion)
|Titel = Die Saat
|Titel_Oblivion = Der Same
|Originaltitel = The Seed
|ID = 000243FF
|Gewicht = 1.00
|Wert = 10
|Inhalt = <DIV align="center">


Diese Seite enthält den Text des [[Buch]]es '''[[Alte Sagen der Dwemer, Teil II: Die Saat]]''' aus [[The Elder Scrolls III: Morrowind]] und [[The Elder Scrolls IV: Oblivion]] (Originaltitel: '''Das Samenkorn''').
Das Samenkorn


==Inhalt==
Alte Sagen der Dwemer, Band II
<div style="font-family:Times New Roman, serif; font-size:18px; text-align:justify;">
<center>'''Die Saat'''</center></div>
<div style="font-family:Times New Roman, serif; font-size:17px; text-align:justify;">
<center>Alte Sagen der Dwemer, Teil II<br />von<br />Marobar Sul</center><br /></div>
<div style="font-family:Times New Roman, serif; font-size:15px; text-align:justify;">
<br />
Das kleine Dörfchen Lorikh war eine ruhige, friedliche Dwemer-Ansiedlung, die in den eintönig grauen und gelbbraunen Dünen und Felsen von Dejasyte lag. In Lorikhgab es keinerlei Vegetation, obwohl die schwarz verfärbten Überreste von Bäumen in der ganzen Stadt zu sehen waren. Kamdida, die mit einer Karawane eintraf, sah ihr neues Zuhause verzweifelt an. Sie war die Wälder des Nordens gewohnt, wo die Familie ihres Vaters gewohnt hatte. Hier jedoch gab es keinen Schatten, nur wenig Wasser und einen großen, weiten Himmel über ihnen. Es sah aus wie totes Land.


Von Marobar Sul


Die Familie ihrer Mutter nahm Kamdida und ihren jüngeren Bruder Nevith bei sich auf und war sehr gut zu den Waisenkindern. Trotzdem fühlten sich die beiden in dem fremden Dorf einsam. Erst in einer alten Argonier-Frau, die in der Wasserfabrik arbeitete, fand Kamdida eine Freundin. Ihr Name war Sigerthe und sie sagte, dass ihre Familie schon Jahrhunderte vor den Dwemern in Lorikh lebte, als der Ort noch ein schöner, großer Wald war.
<DIV align="left">


Der Weiler Lorikh war eine ruhige, friedliche Dwemer-Gemeinde und schmiegte sich in die einfarbig grauen und lohfarbenen Dünen und Felsen der Dejasyte. Es wuchs keinerlei Vegetation in Lorikh, obwohl die geschwärzten Überreste lang abgestorbener Bäume in der ganzen Stadt verstreut waren. Kamdida, die mit der Karawane eintraf, betrachtete ihre neue Heimat verzweifelt. Sie war an die Waldländer des Nordens gewöhnt, aus denen die Familie ihres Vaters stammte. Hier gab es keinen Schatten, nur wenig Wasser und einen unendlichen freien Himmel. Es sah aus wie ein totes Land.


''„Wann sind die Bäume gestorben?”'', fragte Kamdida.
Die Familie ihrer Mutter nahm Kamdida und ihren jüngeren Bruder Nevith auf und war überaus freundlich zu den Waisenkindern, doch sie fühlte sich einsam in dem fremden Dorf. Erst als sie eine alte argonische Frau traf, die in der Wasserfabrik arbeitete, fand Kamdida eine Freundin. Sie hieß Sigerthe und sagte, ihre Familie habe in Lorikh gelebt, als es noch ein großer und wunderschöner Wald war, Jahrhunderte, bevor die Dwemer eingetroffen waren.


"Warum sind die Bäume gestorben?", fragte Kamdida.


''„Als nur Argonier in diesem Land lebten, wurden nie Bäume gefällt, weil diese kein Holz zum Bauen oder als Brennmaterial benötigten. Als die Dwemer kamen, erlaubten wir ihnen, die Bäume nach Bedarf zu verwenden. Alles unter der Voraussetzung, dass sie niemals die Histenbäume anrühren würden, da diese für uns und unser Land heilig sind. Viele Jahre lebten wir in Frieden. Niemandem mangelte es an etwas.”''
"Als nur Argonier in diesem Land lebten, fällten wir niemals Bäume, denn wir benötigten keinen Brennstoff oder Holzgebäude, wie ihr sie benutzt. Als die Dwemer kamen, erlaubten wir ihnen, die Pflanzen so benutzen, wie sie sie brauchten, unter der Voraussetzung, dass sie niemals die Hist berührten, die uns und unserem Land heilig sind. Viele Jahre lebten wir in Frieden. Niemand litt irgendeinen Mangel."


"Was ist geschehen?"


''„Was geschah dann?”''
"Einige unserer Wissenschaftler entdeckten, dass sie, indem sie den Saft eines bestimmten Baums destillierten, formten und trockneten, eine elastische Panzerung namens Harz erschaffen konnten", sagte Sigerthe. "Die meisten Bäume, die hier wuchsen, hatten nur sehr dünnen Saft in ihren Zweigen, doch nicht so die Hist. Viele von ihnen glitzerten richtig vor lauter Saft, was die Dwemer-Kaufleute gierig machte. Sie stellten einen Waldarbeiter ein, der beginnen sollte, die heiligen Haine für Profit zu roden."


Die alte Argonierin blickte auf den staubigen Boden und seufzte: "Natürlich protestierten wir Argonier lautstark dagegen. Es war unsere Heimat, und die Hist würden, wenn sie einmal verschwunden waren, niemals zurückkehren. Die Kaufleute änderten ihre Meinung, doch Juhnin machte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe, unseren Willen zu brechen. Eines schrecklichen, blutigen Tages bewies er, dass seine sagenhafte Geschicklichkeit mit der Axt ebenso gegen Leute wie gegen Bäume angewendet werden konnte. Alle Argonier, die sich ihm entgegenstellten, wurden in Stücke gehauen, auch die Kinder. Die Dwemer in Lorikh verschlossen ihre Türen und ihre Ohren vor den Schreien der Ermordeten."


''„Einige eurer Wissenschaftler entdeckten, dass sie aus dem Destillat eines bestimmten Baumsaftes, wenn sie diesen formten und trockneten, widerstandsfähige Rüstungen namens Harzstahl herstellen konnten”'', sagte Sigerthe. ''„Die meisten Bäume hatten kaum Saft in sich, aber die Histenbäume schon. Viele von ihnen glänzten geradezu vor Saft und das machte die dwemerischen Händler gierig. Sie heuerten einen Waldarbeiter namens Juhnin an, um die heiligen Bäume um des Profites willen zu schlagen.”''
"Wie schrecklich", keuchte Kamdida.


"Es ist schwer zu erklären", sagte Sigerthe. "Doch der Tod unserer Angehörigen war bei weitem nicht so schrecklich wie der Tod unserer Bäume. Du musst verstehen, dass für mein Volk die Hist das sind, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Unseren Körper zu zerstören bedeutet nichts – unsere Bäume zu zerstören bedeutet, uns völlig zu vernichten. Als Juhnin anschließend seine Axt den Hist zuwendete, tötete er das Land. Das Wasser verschwand, die Tiere starben, und alles andere Leben, das von den Bäumen genährt wurde, zerfiel und vertrocknete zu Staub."


Die alte Argonierfrau blickte auf den staubigen Boden und seufzte, ''„Natürlich ging ein Aufschrei durch die Argonier und alle waren strikt dagegen. Es war unsere Heimat und wenn ein Histenbaum erst einmal verschwundem war,würde er nie zurückkehren. Die Händler überlegten noch, als Juhnin beschloss, auf eigene Faust unseren Willen zu brechen. Eines schrecklichen und blutigen Tages bewies er, dass er seine Axt nicht nur gegen Bäume, sondern auch gegen Menschen zu führen wusste. Jeder Argonier, der sich ihm in den Weg stellte, wurde entzwei gehackt, selbst Kinder. Die Dwemer in Lorikh verschlossen ihre Türen und ihre Ohren, um die Schreie der Sterbenden nicht zu hören.”''
"Doch Ihr seid immer noch hier?", fragte Kamdida. "Warum seid Ihr nicht gegangen?"


"Was uns angeht, so sitzen wir in der Falle. Ich bin eine der Letzten eines sterbenden Volks. Nur wenige von uns sind stark genug, fern von unseren angestammten Hainen zu leben, und manchmal, selbst heute noch, liegt ein Duft in der Luft von Lorikh, der uns Leben verleiht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle verschwunden sind."


''„Schrecklich”'', ächzte Kamdida.
Kamdida fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. "Dann werde ich allein an diesem furchtbaren Ort ohne Bäume und ohne Freunde sein."


Wir Argonier haben ein Sprichwort", sagte Sigerthe mit einem traurigen Lächeln und ergriff Kamdidas Hand. "Nämlich, dass die beste Erde für einen Samen sich in deinem Herzen befindet."


''„Es ist nur schwer zu erklären,”'' sagte Sigerthe, ''„aber der Tod der Unsrigen war für uns lange nicht so schlimm wie der Tod unserer heiligen Bäume. Dazu musst du verstehen, dass für mein Volk die Histenbäume Ursprung und Ende des Lebens bedeuten. Die Körper zu zerstören, bedeutete nichts, die Bäume zu zerstören, bedeutete, uns auszulöschen. Als Juhnin seine Axt gegen die Histenbäume erhob, tötete er das Land. Das Wasser verschwand, die Tiere starben und alles andere Leben, das die Bäume ermöglichten, verging und wurde zu Staub.”''
Kamdida blickte auf ihre Handfläche und sah, dass Sigerthe ihr ein kleines schwarzes Korn gegeben hatte. Ein Samenkorn. "Das sieht tot aus."


"Er kann nur an einem einzigen Ort in ganz Lorikh wachsen", sagte die alte Argonierin. "Vor einem alten Häuschen in den Hügeln außerhalb der Stadt. Ich selbst kann nicht dorthin gehen, denn der Besitzer würde mich auf der Stelle töten, und wie all meine Landsleute bin ich nun zu schwach, um mich zu verteidigen. Doch du kannst hingehen und den Samen pflanzen."


''„Und du bist noch immer hier?”'', fragte Kamdida. ''„Warum bist du nicht weggegangen?”''
"Und was wird geschehen?", fragte Kamdida. "Werden die Hist zurückkommen?"


"Nein. Doch ein Teil ihrer Macht wird zurückkehren."


''„Wir sind hier gefangen. Ich gehöre zu den Letzten eines sterbenden Volkes. Nur wenige von uns sind stark genug, um weit entfernt von den Wurzeln unseres Volkes zu leben. Und manchmal, selbst jetzt, ist ein Duft in der Luft über Lorikh, der uns Leben schenkt. Es wird aber nicht mehr lange dauern, bis wir alle verschwunden sind.”''
In jener Nacht stahl sich Kamdida aus dem Haus und wanderte in die Hügel. Sie kannte das Häuschen, von dem Sigerthe gesprochen hatte. Ihre Tante und ihr Onkel hatten sie gewarnt, niemals dorthin zu gehen. Als sie sich dem Haus näherte, öffnete sich die Tür, und ein alter, doch kräftig gebauter Mann erschien mit einer mächtigen Axt über seiner Schulter.


"Was macht Ihr denn hier, Kind?", verlangte er zu erfahren. "Im Dunkeln hätte ich Euch beinahe für einen dieser Echsenmenschen gehalten."


Kamdida spürte, wie Tränen in ihren Augen aufstiegen. ''„Dann werde ich an diesem schrecklichen Ort alleine und ohne Freunde sein.”''
"Ich habe mich im Dunkeln verlaufen", sagte sie rasch. "Ich suche den Heimweg nach Lorikh."


"Na, dann geh schon."


''„Wir Argonier haben eine Redensart”'', sagte Sigerthe mit einem traurigen Lächeln, während sie Kamdidas Hand nahm. ''„Der beste Boden für eine Saat liegt in deinem Herzen.”''
"Habt Ihr vielleicht eine Kerze für mich?", fragte sie Mitleid heischend. "Ich bin im Kreis herumgewandert und fürchte, ohne ein Licht werde ich doch nur hierher zurückkommen."


Vor sich hin brummend ging der alte Mann ins Haus. Rasch grub Kamdida ein Loch in den trockenen Staub und vergrub den Samen so tief sie nur konnte. Er kehrte mit einer brennenden Kerze zurück.


Kamdida sah in ihre Handfläche und bemerkte das kleine schwarze Kügelchen, das Sigerthe ihr in die Hand gedrückt hatte. Es war ein Samenkorn. ''„Es sieht tot aus.”''
"Seht zu, dass Ihr nicht noch einmal herkommt", grollte er. "Sonst hacke ich Euch in Stücke."


Er kehrte zurück ins Haus und an sein Feuer. Als er am nächsten Morgen aufwachte und die Tür öffnete, fand er, dass sein Häuschen völlig in einem enormen Baum eingeschlossen war. Er nahm seine Axt und landete Schlag um Schlag auf dem Holz, doch er konnte keinen Durchbruch schaffen. Er versuchte es mit seitlichen Hieben, doch das Holz heilte auf der Stelle. Er versuchte einen Aufwärtsschlag, gefolgt von einem Abwärtsschlag, um einen Keil zu erzielen, doch das Holz versiegelte sich erneut.


''„Es kann nur an einem einzigen Ort in ganz Lorikh wachsen”'', sagte die alte Argonierfrau. ''„Vor dem alten Landhaus in den Hügeln vor der Stadt. Ich kann nicht dorthin, weil der Besitzer mich, wie er es mit allen meiner Rasse täte, sofort töten würde. Ich bin schon zu alt und gebrechlich, um mich selbst zu verteidigen. Aber du kannst dorthin und die Saat pflanzen.”''
Es verging eine lange Zeit, bevor jemand den ausgemergelten Leichnam des alten Juhnin entdeckte, der vor seiner offenen Haustür lag, die stumpfe, zersplitterte Axt noch in den Händen. Es war allen ein Rätsel, auf was er damit wohl eingehackt hatte, doch in Lorikh verbreitete sich die Legende, dass sich auf der Klinge Hist-Saft befand.


Kurz darauf begannen kleine Wüstenblumen, sich ihren Weg durch den trockenen Boden der Stadt zu bahnen. Neu gepflanzte Bäume und Pflanzen wuchsen von nun an recht gut an, teilweise sogar recht üppig. Die Hist kehrten nicht zurück, aber Kamdida und die Menschen von Lorikh bemerkten, dass zu bestimmten Zeiten in der Dämmerung die langen, breiten Schatten riesiger, längst vergangener Bäume die Straßen und Hügel bedeckten.


''„Was wird geschehen?”'', fragte Kamdida. ''„Wird der Histenbaum zurückkehren?”''
<DIV align="center">


Anmerkung des Herausgebers:


''„Nein. Aber ein Teil seiner Kraft wird zurückkehren.”''
<DIV align="left">


"Das Samenkorn" ist eine von Marobar Suls Erzählungen, deren Ursprung bestens bekannt ist. Diese Erzählung stammte von den argonischen Sklaven von Süd-Morrowind. "Marobar Sul" ersetzte nur die Dunmer durch Dwemer und behauptete, die Erzählung in einer Dwemer-Ruine gefunden zu haben. Weiterhin behauptete er, dass die argonische Version der Erzählung nur eine Nacherzählung seines "Originals" sei!


In dieser Nacht schlich sich Kamdida aus dem Haus und ging zu den Hügeln. Sie kannte das Landhaus, von dem Sigerthe gesprochen hatte. Ihre Tante und ihr Onkel hatten ihr verboten, jemals dorthin zu gehen. Als sie dort ankam, öffnete ein alter, sehr starker Mann die Tür. Eine große Axt lag über seiner Schulter.
Lorikh ist nicht nur ganz klar kein Dwemer-Name – das Dorf gibt es überhaupt nicht, und tatsächlich war "Lorikh" ein Name, der allgemein und fälschlicherweise in Gor Felims Dramen für Dunmer-Leute verwendet wurde. Die argonischen Versionen der Geschichte spielen gewöhnlich in Vvardenfell, meist in der Telvanni-Stadt Sadrith Mora. Natürlich werden die so genannten "Gelehrten" des Tempels Zero behaupten, dass die Geschichte etwas mit "Lorkhan" zu tun hat, weil die Stadt ja auch mit dem Buchstaben L beginnt.
|Inhalt_Oblivion = Das Samenkorn


Alte Sagen der Dwemer, Teil II


''„Was hast du hier zu suchen, Kind?”'', fragte er. ''„In dieser Dunkelheit hielt ich dich fast für einen Echsenmenschen.”''
von Marobar Sul


Der Weiler Lorikh war eine ruhige, friedliche Dwemer-Gemeinde und schmiegte sich in die einfarbig grauen und lohfarbenen Dünen und Felsen der Dejasyte. Es wuchs keinerlei Vegetation in Lorikh, obwohl die geschwärzten Überreste lang abgestorbener Bäume in der ganzen Stadt verstreut waren. Kamdida, die mit der Karawane eintraf, betrachtete ihre neue Heimat verzweifelt. Sie war an die Waldländer des Nordens gewöhnt, aus denen die Familie ihres Vaters stammte. Hier gab es keinen Schatten, nur wenig Wasser und einen unendlichen freien Himmel. Es sah aus wie ein totes Land.


''„Ich habe mich im Dunkeln verlaufen”'', erwiderte sie schnell. ''„Ich will zurück zu meinem Zuhause in Lorikh.”''
Die Familie ihrer Mutter nahm Kamdida und ihren jüngeren Bruder Nevith auf und war überaus freundlich zu den Waisenkindern, doch sie fühlte sich einsam in dem fremden Dorf. Erst als sie eine alte argonische Frau traf, die in der Wasserfabrik arbeitete, fand Kamdida eine Freundin. Sie hieß Sigerthe und sagte, ihre Familie habe in Lorikh gelebt, als es noch ein großer und wunderschöner Wald war, Jahrhunderte, bevor die Dwemer eingetroffen waren.


„Warum sind die Bäume gestorben?“ fragte Kamdida.


''„Dann mach dich auf den Weg.”''
„Als nur Argonier in diesem Land lebten, fällten wir niemals Bäume, denn wir benötigten keinen Brennstoff oder Holzgebäude, wie ihr sie benutzt. Als die Dwemer kamen, erlaubten wir ihnen, die Pflanzen so benutzen, wie sie sie brauchten, unter der Voraussetzung, dass sie niemals die Hist-Bäume berührten, die uns und unserem Land heilig sind. Viele Jahre lebten wir in Frieden. Niemand litt irgendeinen Mangel.“


„Und was geschah dann?“


''„Ihr habt nicht zufällig eine Kerze für mich?”'', fragte sie mitleiderregend. ''„Ich fürchte, ich bin die ganze Zeit im Kreis gelaufen. Nicht dass ich nachher wieder vor Eurer Tür stehe, so ganz ohne Licht.”''
„Einige unserer Wissenschaftler entdeckten, dass sie, indem sie den Saft eines bestimmten Baums destillierten, formten und trockneten, eine elastische Panzerung namens Harz erschaffen konnten“, sagte Sigerthe. „Die meisten Bäume, die hier wuchsen, hatten nur sehr dünnen Saft in ihren Zweigen, doch nicht so die Hist-Bäume. Viele von ihnen glitzerten richtig vor lauter Saft, was die Dwemer-Kaufleute gierig machte. Sie stellten einen Waldarbeiter ein, der beginnen sollte, die heiligen Haine für Profit zu roden.


Die alte Argonierin blickte auf den staubigen Boden und seufzte: „Natürlich protestierten wir Argonier lautstark dagegen. Es war unsere Heimat, und die Hist würden, wenn sie einmal verschwunden waren, niemals zurückkehren. Die Kaufleute änderten ihre Meinung, doch Juhnin machte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe, unseren Willen zu brechen. Eines schrecklichen, blutigen Tages bewies er, dass seine sagenhafte Geschicklichkeit mit der Axt ebenso gegen Leute wie gegen Bäume angewendet werden konnte. Alle Argonier, die sich ihm entgegenstellten, wurden in Stücke gehauen, auch die Kinder. Die Dwemer in Lorikh verschlossen ihre Türen und ihre Ohren vor den Schreien der Ermordeten.“


Der alte Mann murmelte etwas und ging ins Haus zurück. Schnell grub Kamdida ein Loch in den Dreck und verscharrte die Saat, so gut sie konnte. Der Mann kehrte mit einer brennenden Kerze zurück.
„Wie schrecklich“, keuchte Kamdida.


„Es ist schwer zu erklären“, sagte Sigerthe. „Doch der Tod unserer Angehörigen war bei weitem nicht so schrecklich wie der Tod unserer Bäume. Du musst verstehen, dass für mein Volk die Hist-Bäume das sind, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Unseren Körper zu zerstören bedeutet nichts - unsere Bäume zu zerstören bedeutet, uns völlig zu vernichten. Als Juhnin anschließend seine Axt den Hist-Bäumen zuwendete, tötete er das Land. Das Wasser verschwand, die Tiere starben, und alles andere Leben, das von den Bäumen genährt wurde, zerfiel und vertrocknete zu Staub.“


''„Hüte dich davor, wieder hierher zu kommen,”'' sagte er grimmig, ''„'oder ich hacke dich entzwei.”'
„Doch ihr seid immer noch hier?“ fragte Kamdida. „Warum seid ihr nicht gegangen?“


„Was uns angeht, so sitzen wir in der Falle. Ich bin eine der Letzten eines sterbenden Volks. Nur wenige von uns sind stark genug, fern von unseren angestammten Hainen zu leben, und manchmal, selbst heute noch, liegt ein Duft in der Luft von Lorikh, der uns Leben verleiht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle verschwunden sind.“


Er ging zurück ins Haus zu seinem Kamin. Als er am nächsten Morgen erwachte und die Tür öffnete, sah er einen gewaltigen Histenbaum, der ihm den Weg versperrte. Er nahm seine Axt und versetzte dem Baum Schlag um Schlag, ohne dem Holz Schaden zuzufügen. Er versuchte Schläge von der Seite, aber das Holz heilte sich selbst. Er schlug von oben und von unten, aber jede Öffnung wurde sofort wieder vom Holz versiegelt.
Kamdida fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Dann werde ich allein an diesem furchtbaren Ort ohne Bäume und ohne Freunde sein.


„Wir Argonier haben ein Sprichwort“, sagte Sigerthe mit einem traurigen Lächeln und ergriff Kamdidas Hand. „Nämlich, dass die beste Erde für einen Samen sich in deinem Herzen befindet.“


Es verging einige Zeit, bis jemand die ausgemergelte Leiche des alten Juhnin vor der offenen Tür seines Anwesens fand. Die stumpfe, zerbrochene Axt lag noch immer in seiner Hand. Es blieb allen ein Rätsel, was er gehackt hatte, aber die Legende begann in Lorikh umzugehen, dass Histensaft auf der Schneide zu sehen war.
Kamdida blickte auf ihre Handfläche und sah, dass Sigerthe ihr ein kleines schwarzes Korn gegeben hatte. En Samenkorn. „Das sieht tot aus.


„Er kann nur an einem einzigen Ort in ganz Lorikh wachsen“, sagte die alte Argonierin. „Vor einem alten Häuschen in den Hügeln außerhalb der Stadt. Ich selbst kann nicht dorthin gehen, denn der Besitzer würde mich auf der Stelle töten, und wie all meine Landsleute bin ich nun zu schwach, um mich zu verteidigen. Doch du kannst hingehen und den Samen pflanzen.“


Kurze Zeit später begannen in der Stadt, kleine Wüstenblumen ihren Weg durch den Staub an die Oberfläche zu finden. Bäume und Pflanzen, die ausgesät wurden, gediehen gut, wenn auch nicht prächtig. Die Histenbäume kehrten nicht zurück, aber Kamdida und die Bewohner von Lorikhbemerkten, dass in der Dämmerung die großen, langen Schatten von Bäumen in den Straßen und auf den Hügeln zu sehen waren.
„Und was wird geschehen?“ fragte Kamdida. „Werden die Hist zurückkommen?“


„Nein. Doch ein Teil ihrer Macht wird zurückkehren.“


'''Anmerkung des Herausgebers:'''
In jener Nacht stahl sich Kamdida aus dem Haus und wanderte in die Hügel. Sie kannte das Häuschen, von dem Sigerthe gesprochen hatte. Ihre Tante und ihr Onkel hatten sie gewarnt, niemals dorthin zu gehen. Als sie sich dem Haus näherte, öffnete sich die Tür, und ein alter, doch kräftig gebauter Mann erschien mit einer mächtigen Axt über seiner Schulter.


„Was machst du denn hier, Kind?“ verlangte er zu erfahren. „Im Dunkeln hätte ich dich beinahe für eineb dieser Echsenmenschen gehalten.“


„Die Saat” ist eine der Erzählungen Marobar Suls, deren Ursprünge wohlbekannt sind. Sie stammt von den argonischen Sklaven des südlichen Morrowind. „Marobar Sul” ersetzte einfach die Dunmer durch Dwemer und behauptete eine dwemerische Ruine gefunden zu haben. Er stellte später außerdem die Behauptung auf, dass die argonische Fassung der Geschichte nur eine Nacherzählung seines „Originals” sei.
„Ich habe mich im Dunkeln verlaufen“, sagte sie rasch. „Ich suche den Heimweg nach Lorikh.


„Na, dann geh schon.“


Lorikh, obwohl eindeutig kein dwemerischer Name, existiert nicht. Tatsächlich ist Lorikh ein Name, der in Gor Felims Stücken, fälschlicherweise, häufig für dunmerische Männer verwendet wurde. Die argonischen Fassungen der Erzählung spielen gemeinhin in Vvardenfell, für gewöhnlich in der telvannischen Stadt Sadrith Mora. Natürlich werden die so genannten „Gelehrten” des Tempels Null vermutlich behaupten, dass diese Geschichte etwas mit „Lorkhan” zu tun hätte, einfach deswegen, weil der Name der Stadt mit dem Letter „L” beginnt.
„Habt Ihr vielleicht eine Kerze für mich?“ fragte sie Mitleid heischend. „Ich bin im Kreis herumgewandert und fürchte, ohne ein Licht werde ich doch nur hierher zurückkommen.“
</div>
 
[[Kategorie:Bücher aus TES III: Morrowind|Alte Sagen der Dwemer, Teil II: Die Saat]]
Vor sich hin brummend ging der alte Mann ins Haus. Rasch grub Kamdida ein Loch in den trockenen Staub und vergrub den Samen so tief sie nur konnte. Er kehrte mit einer brennenden Kerze zurück.
[[Kategorie:Bücher aus TES IV: Oblivion|Alte Sagen der Dwemer, Teil II: Die Saat]]
 
„Sieh zu, dass du nicht noch einmal herkommst“, grollte er. „Sonst hacke ich dich in Stücke.“
 
Er kehrte zurück ins Haus und an sein Feuer. Als er am nächsten Morgen aufwachte und die Tür öffnete, fand er, dass sein Häuschen völlig in einem enormen Baum eingeschlossen war. Er nahm seine Axt und landete Schlag um Schlag auf dem Holz, doch er konnte keinen Durchbruch schaffen. Er versuchte es mit seitlichen Hieben, doch das Holz heilte auf der Stelle. Er versuchte einen Aufwärtsschlag, gefolgt von einem Abwärtsschlag, um einen Keil zu erzielen, doch das Holz versiegelte sich erneut.
 
Es verging eine lange Zeit, bevor jemand den ausgemergelten Leichnam des alten Juhnin entdeckte, der vor seiner offenen Haustür lag, die stumpfe, zersplitterte Axt noch in den Händen. Es war allen ein Rätsel, auf was er damit wohl eingehackt hatte, doch in Lorikh verbreitete sich die Legende, dass sich auf der Klinge Hist-Saft befand.
 
Kurz darauf begannen kleine Wüstenblumen, sich ihren Weg durch den trockenen Boden der Stadt zu bahnen. Neu gepflanzte Bäume und Pflanzen wuchsen von nun an recht gut an, teilweise sogar recht üppig. Die Hist-Bäume kehrten nicht zurück, aber Kamdida und die Menschen von Lorikh bemerkten, dass zu bestimmten Zeiten in der Dämmerung die langen, breiten Schatten riesiger, längst vergangener Bäume die Straßen und Hügel bedeckten.
 
Anmerkung des Herausgebers:
 
„Das Samenkorn“ ist eine von Marobar Suls Erzählungen, deren Ursprung wohl bekannt ist. Diese Erzählung stammte von den argonischen Sklaven von Süd-Morrowind. „Marobar Sul“ ersetzte nur die Dunmer durch Dwemer und behauptete, die Erzählung in einer Dwemer-Ruine gefunden zu haben. Weiterhin behauptete er, dass die argonische Version der Erzählung nur eine Nacherzählung seines „Originals“ sei!
 
Lorikh ist nicht nur ganz klar kein Dwemer-Name - das Dorf gibt es überhaupt nicht, und tatsächlich war „Lorikh“ ein Name, der allgemein und fälschlicherweise in Gor Felims Dramen für Dunmer-Leute verwendet wurde. Die argonischen Versionen der Geschichte spielen gewöhnlich in Vvardenfell, meist in der Telvanni-Stadt Sadrith Mora. Natürlich werden die so genannten „Gelehrten“ des Tempels Zero behaupten, dass die Geschichte etwas mit „Lorkhan“ zu tun hat, weil die Stadt ja auch mit dem Buchstaben „L“ beginnt.
}}

Aktuelle Version vom 24. Mai 2025, 16:52 Uhr

Die Saat
ID: 000243FF
Zur Schrift
Wert 10 Gewicht 1.00 GE

Diese Seite enthält den Text von Die Saat bzw. Der Same (engl. The Seed) aus The Elder Scrolls IV: Oblivion.

Inhalt

Das Samenkorn

Alte Sagen der Dwemer, Band II

Von Marobar Sul

Der Weiler Lorikh war eine ruhige, friedliche Dwemer-Gemeinde und schmiegte sich in die einfarbig grauen und lohfarbenen Dünen und Felsen der Dejasyte. Es wuchs keinerlei Vegetation in Lorikh, obwohl die geschwärzten Überreste lang abgestorbener Bäume in der ganzen Stadt verstreut waren. Kamdida, die mit der Karawane eintraf, betrachtete ihre neue Heimat verzweifelt. Sie war an die Waldländer des Nordens gewöhnt, aus denen die Familie ihres Vaters stammte. Hier gab es keinen Schatten, nur wenig Wasser und einen unendlichen freien Himmel. Es sah aus wie ein totes Land.

Die Familie ihrer Mutter nahm Kamdida und ihren jüngeren Bruder Nevith auf und war überaus freundlich zu den Waisenkindern, doch sie fühlte sich einsam in dem fremden Dorf. Erst als sie eine alte argonische Frau traf, die in der Wasserfabrik arbeitete, fand Kamdida eine Freundin. Sie hieß Sigerthe und sagte, ihre Familie habe in Lorikh gelebt, als es noch ein großer und wunderschöner Wald war, Jahrhunderte, bevor die Dwemer eingetroffen waren.

"Warum sind die Bäume gestorben?", fragte Kamdida.

"Als nur Argonier in diesem Land lebten, fällten wir niemals Bäume, denn wir benötigten keinen Brennstoff oder Holzgebäude, wie ihr sie benutzt. Als die Dwemer kamen, erlaubten wir ihnen, die Pflanzen so benutzen, wie sie sie brauchten, unter der Voraussetzung, dass sie niemals die Hist berührten, die uns und unserem Land heilig sind. Viele Jahre lebten wir in Frieden. Niemand litt irgendeinen Mangel."

"Was ist geschehen?"

"Einige unserer Wissenschaftler entdeckten, dass sie, indem sie den Saft eines bestimmten Baums destillierten, formten und trockneten, eine elastische Panzerung namens Harz erschaffen konnten", sagte Sigerthe. "Die meisten Bäume, die hier wuchsen, hatten nur sehr dünnen Saft in ihren Zweigen, doch nicht so die Hist. Viele von ihnen glitzerten richtig vor lauter Saft, was die Dwemer-Kaufleute gierig machte. Sie stellten einen Waldarbeiter ein, der beginnen sollte, die heiligen Haine für Profit zu roden."

Die alte Argonierin blickte auf den staubigen Boden und seufzte: "Natürlich protestierten wir Argonier lautstark dagegen. Es war unsere Heimat, und die Hist würden, wenn sie einmal verschwunden waren, niemals zurückkehren. Die Kaufleute änderten ihre Meinung, doch Juhnin machte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe, unseren Willen zu brechen. Eines schrecklichen, blutigen Tages bewies er, dass seine sagenhafte Geschicklichkeit mit der Axt ebenso gegen Leute wie gegen Bäume angewendet werden konnte. Alle Argonier, die sich ihm entgegenstellten, wurden in Stücke gehauen, auch die Kinder. Die Dwemer in Lorikh verschlossen ihre Türen und ihre Ohren vor den Schreien der Ermordeten."

"Wie schrecklich", keuchte Kamdida.

"Es ist schwer zu erklären", sagte Sigerthe. "Doch der Tod unserer Angehörigen war bei weitem nicht so schrecklich wie der Tod unserer Bäume. Du musst verstehen, dass für mein Volk die Hist das sind, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Unseren Körper zu zerstören bedeutet nichts – unsere Bäume zu zerstören bedeutet, uns völlig zu vernichten. Als Juhnin anschließend seine Axt den Hist zuwendete, tötete er das Land. Das Wasser verschwand, die Tiere starben, und alles andere Leben, das von den Bäumen genährt wurde, zerfiel und vertrocknete zu Staub."

"Doch Ihr seid immer noch hier?", fragte Kamdida. "Warum seid Ihr nicht gegangen?"

"Was uns angeht, so sitzen wir in der Falle. Ich bin eine der Letzten eines sterbenden Volks. Nur wenige von uns sind stark genug, fern von unseren angestammten Hainen zu leben, und manchmal, selbst heute noch, liegt ein Duft in der Luft von Lorikh, der uns Leben verleiht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle verschwunden sind."

Kamdida fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. "Dann werde ich allein an diesem furchtbaren Ort ohne Bäume und ohne Freunde sein."

Wir Argonier haben ein Sprichwort", sagte Sigerthe mit einem traurigen Lächeln und ergriff Kamdidas Hand. "Nämlich, dass die beste Erde für einen Samen sich in deinem Herzen befindet."

Kamdida blickte auf ihre Handfläche und sah, dass Sigerthe ihr ein kleines schwarzes Korn gegeben hatte. Ein Samenkorn. "Das sieht tot aus."

"Er kann nur an einem einzigen Ort in ganz Lorikh wachsen", sagte die alte Argonierin. "Vor einem alten Häuschen in den Hügeln außerhalb der Stadt. Ich selbst kann nicht dorthin gehen, denn der Besitzer würde mich auf der Stelle töten, und wie all meine Landsleute bin ich nun zu schwach, um mich zu verteidigen. Doch du kannst hingehen und den Samen pflanzen."

"Und was wird geschehen?", fragte Kamdida. "Werden die Hist zurückkommen?"

"Nein. Doch ein Teil ihrer Macht wird zurückkehren."

In jener Nacht stahl sich Kamdida aus dem Haus und wanderte in die Hügel. Sie kannte das Häuschen, von dem Sigerthe gesprochen hatte. Ihre Tante und ihr Onkel hatten sie gewarnt, niemals dorthin zu gehen. Als sie sich dem Haus näherte, öffnete sich die Tür, und ein alter, doch kräftig gebauter Mann erschien mit einer mächtigen Axt über seiner Schulter.

"Was macht Ihr denn hier, Kind?", verlangte er zu erfahren. "Im Dunkeln hätte ich Euch beinahe für einen dieser Echsenmenschen gehalten."

"Ich habe mich im Dunkeln verlaufen", sagte sie rasch. "Ich suche den Heimweg nach Lorikh."

"Na, dann geh schon."

"Habt Ihr vielleicht eine Kerze für mich?", fragte sie Mitleid heischend. "Ich bin im Kreis herumgewandert und fürchte, ohne ein Licht werde ich doch nur hierher zurückkommen."

Vor sich hin brummend ging der alte Mann ins Haus. Rasch grub Kamdida ein Loch in den trockenen Staub und vergrub den Samen so tief sie nur konnte. Er kehrte mit einer brennenden Kerze zurück.

"Seht zu, dass Ihr nicht noch einmal herkommt", grollte er. "Sonst hacke ich Euch in Stücke."

Er kehrte zurück ins Haus und an sein Feuer. Als er am nächsten Morgen aufwachte und die Tür öffnete, fand er, dass sein Häuschen völlig in einem enormen Baum eingeschlossen war. Er nahm seine Axt und landete Schlag um Schlag auf dem Holz, doch er konnte keinen Durchbruch schaffen. Er versuchte es mit seitlichen Hieben, doch das Holz heilte auf der Stelle. Er versuchte einen Aufwärtsschlag, gefolgt von einem Abwärtsschlag, um einen Keil zu erzielen, doch das Holz versiegelte sich erneut.

Es verging eine lange Zeit, bevor jemand den ausgemergelten Leichnam des alten Juhnin entdeckte, der vor seiner offenen Haustür lag, die stumpfe, zersplitterte Axt noch in den Händen. Es war allen ein Rätsel, auf was er damit wohl eingehackt hatte, doch in Lorikh verbreitete sich die Legende, dass sich auf der Klinge Hist-Saft befand.

Kurz darauf begannen kleine Wüstenblumen, sich ihren Weg durch den trockenen Boden der Stadt zu bahnen. Neu gepflanzte Bäume und Pflanzen wuchsen von nun an recht gut an, teilweise sogar recht üppig. Die Hist kehrten nicht zurück, aber Kamdida und die Menschen von Lorikh bemerkten, dass zu bestimmten Zeiten in der Dämmerung die langen, breiten Schatten riesiger, längst vergangener Bäume die Straßen und Hügel bedeckten.

Anmerkung des Herausgebers:

"Das Samenkorn" ist eine von Marobar Suls Erzählungen, deren Ursprung bestens bekannt ist. Diese Erzählung stammte von den argonischen Sklaven von Süd-Morrowind. "Marobar Sul" ersetzte nur die Dunmer durch Dwemer und behauptete, die Erzählung in einer Dwemer-Ruine gefunden zu haben. Weiterhin behauptete er, dass die argonische Version der Erzählung nur eine Nacherzählung seines "Originals" sei!

Lorikh ist nicht nur ganz klar kein Dwemer-Name – das Dorf gibt es überhaupt nicht, und tatsächlich war "Lorikh" ein Name, der allgemein und fälschlicherweise in Gor Felims Dramen für Dunmer-Leute verwendet wurde. Die argonischen Versionen der Geschichte spielen gewöhnlich in Vvardenfell, meist in der Telvanni-Stadt Sadrith Mora. Natürlich werden die so genannten "Gelehrten" des Tempels Zero behaupten, dass die Geschichte etwas mit "Lorkhan" zu tun hat, weil die Stadt ja auch mit dem Buchstaben L beginnt.

Das Samenkorn

Alte Sagen der Dwemer, Teil II

von Marobar Sul

Der Weiler Lorikh war eine ruhige, friedliche Dwemer-Gemeinde und schmiegte sich in die einfarbig grauen und lohfarbenen Dünen und Felsen der Dejasyte. Es wuchs keinerlei Vegetation in Lorikh, obwohl die geschwärzten Überreste lang abgestorbener Bäume in der ganzen Stadt verstreut waren. Kamdida, die mit der Karawane eintraf, betrachtete ihre neue Heimat verzweifelt. Sie war an die Waldländer des Nordens gewöhnt, aus denen die Familie ihres Vaters stammte. Hier gab es keinen Schatten, nur wenig Wasser und einen unendlichen freien Himmel. Es sah aus wie ein totes Land.

Die Familie ihrer Mutter nahm Kamdida und ihren jüngeren Bruder Nevith auf und war überaus freundlich zu den Waisenkindern, doch sie fühlte sich einsam in dem fremden Dorf. Erst als sie eine alte argonische Frau traf, die in der Wasserfabrik arbeitete, fand Kamdida eine Freundin. Sie hieß Sigerthe und sagte, ihre Familie habe in Lorikh gelebt, als es noch ein großer und wunderschöner Wald war, Jahrhunderte, bevor die Dwemer eingetroffen waren.

„Warum sind die Bäume gestorben?“ fragte Kamdida.

„Als nur Argonier in diesem Land lebten, fällten wir niemals Bäume, denn wir benötigten keinen Brennstoff oder Holzgebäude, wie ihr sie benutzt. Als die Dwemer kamen, erlaubten wir ihnen, die Pflanzen so benutzen, wie sie sie brauchten, unter der Voraussetzung, dass sie niemals die Hist-Bäume berührten, die uns und unserem Land heilig sind. Viele Jahre lebten wir in Frieden. Niemand litt irgendeinen Mangel.“

„Und was geschah dann?“

„Einige unserer Wissenschaftler entdeckten, dass sie, indem sie den Saft eines bestimmten Baums destillierten, formten und trockneten, eine elastische Panzerung namens Harz erschaffen konnten“, sagte Sigerthe. „Die meisten Bäume, die hier wuchsen, hatten nur sehr dünnen Saft in ihren Zweigen, doch nicht so die Hist-Bäume. Viele von ihnen glitzerten richtig vor lauter Saft, was die Dwemer-Kaufleute gierig machte. Sie stellten einen Waldarbeiter ein, der beginnen sollte, die heiligen Haine für Profit zu roden.“

Die alte Argonierin blickte auf den staubigen Boden und seufzte: „Natürlich protestierten wir Argonier lautstark dagegen. Es war unsere Heimat, und die Hist würden, wenn sie einmal verschwunden waren, niemals zurückkehren. Die Kaufleute änderten ihre Meinung, doch Juhnin machte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe, unseren Willen zu brechen. Eines schrecklichen, blutigen Tages bewies er, dass seine sagenhafte Geschicklichkeit mit der Axt ebenso gegen Leute wie gegen Bäume angewendet werden konnte. Alle Argonier, die sich ihm entgegenstellten, wurden in Stücke gehauen, auch die Kinder. Die Dwemer in Lorikh verschlossen ihre Türen und ihre Ohren vor den Schreien der Ermordeten.“

„Wie schrecklich“, keuchte Kamdida.

„Es ist schwer zu erklären“, sagte Sigerthe. „Doch der Tod unserer Angehörigen war bei weitem nicht so schrecklich wie der Tod unserer Bäume. Du musst verstehen, dass für mein Volk die Hist-Bäume das sind, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Unseren Körper zu zerstören bedeutet nichts - unsere Bäume zu zerstören bedeutet, uns völlig zu vernichten. Als Juhnin anschließend seine Axt den Hist-Bäumen zuwendete, tötete er das Land. Das Wasser verschwand, die Tiere starben, und alles andere Leben, das von den Bäumen genährt wurde, zerfiel und vertrocknete zu Staub.“

„Doch ihr seid immer noch hier?“ fragte Kamdida. „Warum seid ihr nicht gegangen?“

„Was uns angeht, so sitzen wir in der Falle. Ich bin eine der Letzten eines sterbenden Volks. Nur wenige von uns sind stark genug, fern von unseren angestammten Hainen zu leben, und manchmal, selbst heute noch, liegt ein Duft in der Luft von Lorikh, der uns Leben verleiht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle verschwunden sind.“

Kamdida fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Dann werde ich allein an diesem furchtbaren Ort ohne Bäume und ohne Freunde sein.“

„Wir Argonier haben ein Sprichwort“, sagte Sigerthe mit einem traurigen Lächeln und ergriff Kamdidas Hand. „Nämlich, dass die beste Erde für einen Samen sich in deinem Herzen befindet.“

Kamdida blickte auf ihre Handfläche und sah, dass Sigerthe ihr ein kleines schwarzes Korn gegeben hatte. En Samenkorn. „Das sieht tot aus.“

„Er kann nur an einem einzigen Ort in ganz Lorikh wachsen“, sagte die alte Argonierin. „Vor einem alten Häuschen in den Hügeln außerhalb der Stadt. Ich selbst kann nicht dorthin gehen, denn der Besitzer würde mich auf der Stelle töten, und wie all meine Landsleute bin ich nun zu schwach, um mich zu verteidigen. Doch du kannst hingehen und den Samen pflanzen.“

„Und was wird geschehen?“ fragte Kamdida. „Werden die Hist zurückkommen?“

„Nein. Doch ein Teil ihrer Macht wird zurückkehren.“

In jener Nacht stahl sich Kamdida aus dem Haus und wanderte in die Hügel. Sie kannte das Häuschen, von dem Sigerthe gesprochen hatte. Ihre Tante und ihr Onkel hatten sie gewarnt, niemals dorthin zu gehen. Als sie sich dem Haus näherte, öffnete sich die Tür, und ein alter, doch kräftig gebauter Mann erschien mit einer mächtigen Axt über seiner Schulter.

„Was machst du denn hier, Kind?“ verlangte er zu erfahren. „Im Dunkeln hätte ich dich beinahe für eineb dieser Echsenmenschen gehalten.“

„Ich habe mich im Dunkeln verlaufen“, sagte sie rasch. „Ich suche den Heimweg nach Lorikh.“

„Na, dann geh schon.“

„Habt Ihr vielleicht eine Kerze für mich?“ fragte sie Mitleid heischend. „Ich bin im Kreis herumgewandert und fürchte, ohne ein Licht werde ich doch nur hierher zurückkommen.“

Vor sich hin brummend ging der alte Mann ins Haus. Rasch grub Kamdida ein Loch in den trockenen Staub und vergrub den Samen so tief sie nur konnte. Er kehrte mit einer brennenden Kerze zurück.

„Sieh zu, dass du nicht noch einmal herkommst“, grollte er. „Sonst hacke ich dich in Stücke.“

Er kehrte zurück ins Haus und an sein Feuer. Als er am nächsten Morgen aufwachte und die Tür öffnete, fand er, dass sein Häuschen völlig in einem enormen Baum eingeschlossen war. Er nahm seine Axt und landete Schlag um Schlag auf dem Holz, doch er konnte keinen Durchbruch schaffen. Er versuchte es mit seitlichen Hieben, doch das Holz heilte auf der Stelle. Er versuchte einen Aufwärtsschlag, gefolgt von einem Abwärtsschlag, um einen Keil zu erzielen, doch das Holz versiegelte sich erneut.

Es verging eine lange Zeit, bevor jemand den ausgemergelten Leichnam des alten Juhnin entdeckte, der vor seiner offenen Haustür lag, die stumpfe, zersplitterte Axt noch in den Händen. Es war allen ein Rätsel, auf was er damit wohl eingehackt hatte, doch in Lorikh verbreitete sich die Legende, dass sich auf der Klinge Hist-Saft befand.

Kurz darauf begannen kleine Wüstenblumen, sich ihren Weg durch den trockenen Boden der Stadt zu bahnen. Neu gepflanzte Bäume und Pflanzen wuchsen von nun an recht gut an, teilweise sogar recht üppig. Die Hist-Bäume kehrten nicht zurück, aber Kamdida und die Menschen von Lorikh bemerkten, dass zu bestimmten Zeiten in der Dämmerung die langen, breiten Schatten riesiger, längst vergangener Bäume die Straßen und Hügel bedeckten.

Anmerkung des Herausgebers:

„Das Samenkorn“ ist eine von Marobar Suls Erzählungen, deren Ursprung wohl bekannt ist. Diese Erzählung stammte von den argonischen Sklaven von Süd-Morrowind. „Marobar Sul“ ersetzte nur die Dunmer durch Dwemer und behauptete, die Erzählung in einer Dwemer-Ruine gefunden zu haben. Weiterhin behauptete er, dass die argonische Version der Erzählung nur eine Nacherzählung seines „Originals“ sei!

Lorikh ist nicht nur ganz klar kein Dwemer-Name - das Dorf gibt es überhaupt nicht, und tatsächlich war „Lorikh“ ein Name, der allgemein und fälschlicherweise in Gor Felims Dramen für Dunmer-Leute verwendet wurde. Die argonischen Versionen der Geschichte spielen gewöhnlich in Vvardenfell, meist in der Telvanni-Stadt Sadrith Mora. Natürlich werden die so genannten „Gelehrten“ des Tempels Zero behaupten, dass die Geschichte etwas mit „Lorkhan“ zu tun hat, weil die Stadt ja auch mit dem Buchstaben „L“ beginnt.