Online:Der verschlossene Raum, Band 1

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Inhalt

Der verschlossene Raum, Band 1
von Porbert Lyttumly

Yana war genau die Art Schülerin, die ihr Mentor Arthcamu geringschätzte: eine professionelle Amateurin. Ihm gefielen die Kriminellen, die seine üblichen Schüler in der Festung waren: von gewöhnlichen Einbrechern über raffinierte Erpresser bis hin zu Kindern und Jugendlichen, die den Ehrgeiz hatten, die Kunst des Schlösserknackens zu ihrem Beruf zu machen. Sie waren immer an möglichst einfachen Lösungen interessiert, während Leute wie Yana stets auf der Suche nach Ausnahmen, Möglichkeiten und dem Außergewöhnlichen waren. Für einen Pragmatiker wie Arthcamu war so etwas besonders ärgerlich.

Die junge Rothwardonin stand oft stundenlang vor einem Schloss, stocherte mit ihren Drähten und Dietrichen, spielte mit den Kern- und Gehäusestiften und untersuchte den Zylinder mit einer unbefangenen Faszination, die man bei keinem Straftäter findet. Lange nachdem ihre Mitschüler die Testschlösser geöffnet und sich anderen Dingen zugewandt hatten, spielte Yana immer noch an ihrem Schloss herum. Die Tatsache, dass es ihr letztendlich jedes Mal gelang, auch die schwierigsten Schlösser zu öffnen, verärgerte Arthcamu noch mehr.

„Ihr macht das alles viel zu umständlich“, brüllte er immer und ohrfeigte sie. „Geschwindigkeit ist entscheidend, nicht nur die Technik. Ich bin mir sicher, ich könnte direkt vor Euren Augen einen Schlüssel in ein Schloss stecken, und Ihr würdet dennoch ewig brauchen, ihn auch herumzudrehen.“

Yana ertrug Arthcamus Peinigungen mit philosophischer Gelassenheit. Schließlich hatte sie ihn im Voraus bezahlt. Selbstverständlich war Geschwindigkeit ein wichtiger Faktor für einen Schlossknacker, der sich irgendwo unerlaubten Zugang verschaffen will, während ihm die Stadtwache auf den Fersen ist. Yana wusste jedoch, dass sie das nicht betraf. Ihr ging es nur um das Können.

Arthcamu versuchte alles, um Yana zu schnellerer Arbeit anzutreiben. Je mehr er sie schlug und anschrie, desto mehr Zeit verbrachte sie anscheinend absichtlich mit den einzelnen Schlössern und studierte ihre Eigenarten und Besonderheiten. Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen. Eines späten Nachmittags, als Yana wieder einmal an einem absolut simplen Schloss herumgetrödelt hatte, zog Arthcamu das Mädchen am Ohr in einen Raum der Festung, der sich weit entfernt von den anderen Schülern in einem Bereich befand, zu dem ihnen der Zutritt verboten war.

Der Raum war leer, bis auf eine große Kiste genau in der Mitte. Außer der Eingangstür gab es weder Fenster noch Türen. Arthcamu stieß seine Schülerin gegen die Kiste und schloss die Tür hinter ihr. Ein deutliches Klicken des Schlosses war zu hören.

„Dies ist die Prüfung für meine fortgeschrittenen Schüler“, lachte er hinter der Tür. „Versucht, zu entkommen.“

Yana lächelte und begann, das Schloss auf ihre übliche gemächliche Art nach Informationen abzutasten. Nach ein paar Minuten hörte sie wieder Arthcamus Stimme durch die Tür. „Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass dies eine Geschwindigkeitsprüfung ist. Seht Ihr die Kiste hinter Euch? Darin befindet sich ein alter Vampir, der dort seit vielen Monaten eingesperrt ist. Er ist vollkommen ausgehungert. In wenigen Minuten wird die Sonne vollständig untergegangen sein. Wenn Ihr bis dahin die Tür nicht geöffnet habt, wird von Euch nicht mehr als eine blutleere Hülle übrig bleiben.“

Yana überlegte nur kurz, ob Arthcamu sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Sie wusste, dass er ein böser, schrecklicher Mann war, aber würde er einen Mord in Kauf nehmen, um einem Schüler eine Lehre zu erteilen? In diesem Moment hörte sie auch schon ein Rascheln aus der Kiste, und alle ihre Zweifel waren beseitigt. Ganz entgegen ihrer normalen Arbeitsweise jagte sie den Draht ins Schloss, drückte die Stifte ins Gehäuse und stieß die Tür auf.

Arthcamu stand im Gang und lachte grausam. „Tja, nun habt Ihr wohl verstanden, wie wichtig es ist, schnell zu arbeiten.“

Yana floh aus Arthcamus Festung, den Tränen nahe. Er war sich sicher, dass sie nicht in seine Obhut zurückkehren würde, und fand dass er ihr letztendlich eine wertvolle Lektion erteilt hatte. Als sie am nächsten Morgen jedoch wiederkam, ließ sich Arthcamu nicht anmerken, wie überrascht er war, innerlich schäumend vor Wut.

„Ich werde Euch in Kürze verlassen“, erklärte sie ruhig. „Aber ich glaube, ich habe ein neuartiges Schloss entwickelt und ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr es begutachten würdet.“

Arthcamu zuckte mit den Achseln und bat sie, ihm ihr Schloss vorzuführen.

„Dürfte ich das Schloss vielleicht im Vampir-Raum anbringen? Ich denke, ich demonstriere es am besten selbst.“

Arthcamu war unschlüssig, aber der Gedanke, dass dieses lästige Mädchen schon bald fortgehen würde, versetzte ihn in eine hervorragende Stimmung und ließ ihn sogar nachsichtig werden. Er gewährte ihr Zugang zum Vampir-Raum. Den ganzen Morgen und den größten Teil des Nachmittags arbeitete sie neben dem schlafenden Vampir, entfernte das alte Schloss und ersetzte es mit ihrer neuen Version. Schließlich bat sie ihren alten Meister, einen Blick darauf zu werfen.
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