Literatur-Diskussion Der Nobelpreis

Killfetzer

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Ich habe vorhin meine Kritik zum Buch Der Nobelpreis von Andreas Eschenbach geschrieben: Hier

In dieser Kritik habe ich das Ende des Buches heftigst kritisiert. Inzwischen habe ich dazu eine PN bekommen, die meine Ansicht in Frage stellt. Also eröffne ich mal die Diskussion dazu :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann wird mal der ominöse PN-Schreiber seine Meinung öffentlich machen :-D

Ach ja, da das hier alles storyrelevant ist, mach ich mal nen GROßEN Spoiler...
Also, die letzten paar Seiten vom Buch finde ich auch schlecht, da stimme ich Killfetzer zu. "Wir fahren zur Oma und alle haben sich lieb" passt sowas von überhaupt nicht zum restlichen Buch, dass es einfach nur noch lächerlich wirkt.

Die Auflösung, dass Hans-Olof Gunnar die ganze Zeit angelogen hat, finde ich dagegen sehr gelungen. Der erste Teil des Buches ist bewusst in 3. Person geschrieben, da Gunnar dem Leser sozusagen seinen momentanen Kenntnisstand vermittelt. Und nur so, kann man die Enttäuschung Gunnars auch nachvollziehen. Ich persönlich hab mich erstmal unglaublich über Hans-Olof aufgeregt und war wirklich fast so weit, das Buch wegzuwerfen - Bis ich den von Killfetzer angesprochenen Satz gelesen hab. Ich denke, Eschbach hat genau das erreicht, was er erreichen wollte: Dass sich der Leser fühlt wie Gunnar. Nämlich ziemlich angepisst!

Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe, aber soweit ich mich erinnern kann, waren die Ziele der Einbrüche immer mehr oder weniger logisch gewählt. Man stelle sich vor, die einzige lebende Verwandte, die man hat (seine Nichte), wird entführt und man weiß nicht, ob die Entführer sie nach Ablauf der Frist wirklich laufen lässt, oder ob sie sie nicht doch töten. Wer würde nicht nach jedem noch so kleinem Strohhalm greifen?

Von daher finde ich dieses Buch - genauso wie fast alle Eschbachs, die ich bisher gelesen habe - zwar bei weitem nicht perfekt, aber durchaus lebenswert.
 
Dann antworte ich doch auch mal im Spoiler

Also, die letzten paar Seiten vom Buch finde ich auch schlecht, da stimme ich Killfetzer zu. "Wir fahren zur Oma und alle haben sich lieb" passt sowas von überhaupt nicht zum restlichen Buch, dass es einfach nur noch lächerlich wirkt.

Das ging ja noch. Das ist halt das klassische Hollywoodende. Die 14jährige Tochter mit toter Mutter und pädophilem Vater findet ihre Erfüllung in der Pflege ihrer dementen Oma. Der Knacki wird Sicherheitschef der Firma, die er ausspioniert hat und bekommt fast auch noch die Traumfrau...

Die Auflösung, dass Hans-Olof Gunnar die ganze Zeit angelogen hat, finde ich dagegen sehr gelungen. Der erste Teil des Buches ist bewusst in 3. Person geschrieben, da Gunnar dem Leser sozusagen seinen momentanen Kenntnisstand vermittelt. Und nur so, kann man die Enttäuschung Gunnars auch nachvollziehen. Ich persönlich hab mich erstmal unglaublich über Hans-Olof aufgeregt und war wirklich fast so weit, das Buch wegzuwerfen - Bis ich den von Killfetzer angesprochenen Satz gelesen hab. Ich denke, Eschbach hat genau das erreicht, was er erreichen wollte: Dass sich der Leser fühlt wie Gunnar. Nämlich ziemlich angepisst!

Mir ist schon klar, warum der erste Teil in einem anderen Erzähler geschrieben ist, trotzdem finde ich es schlecht gelöst. Man hätte Hans-Olof die Geschichte im Gefängnis erzählen lassen können. Dann würde mir die Lösung noch immer nicht gefallen, aber ich könnte sie akzeptieren.

Aber ich kaufe mir (okay, in dem Fall hab ich nichts gekauft, war ein Gutschein von McCafé ;)) kein Buch, damit ich verarscht werde. Eine überraschende Wendung am Ende kann ja gut sein, aber einfach ein paar Seiten vor Schluss zu erklären, dass die erste Hälfte des Buches niemals passiert ist, kann doch nicht angehen. Vor allem, wenn die "echte" Handlung nicht das Geringste mit der Ursprungshandlung zu tun hat. Hätte dieser Sprung wenigstens noch entfernt mit der namensgebenden Nobelpreisverleihung zu tun gehabt, würde ich mich ja auch nicht so aufregen.

Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe, aber soweit ich mich erinnern kann, waren die Ziele der Einbrüche immer mehr oder weniger logisch gewählt. Man stelle sich vor, die einzige lebende Verwandte, die man hat (seine Nichte), wird entführt und man weiß nicht, ob die Entführer sie nach Ablauf der Frist wirklich laufen lässt, oder ob sie sie nicht doch töten. Wer würde nicht nach jedem noch so kleinem Strohhalm greifen?

Der Einbruch bei Rütli Pharm war logisch, auch der geplante Einbruch bei deren Chef zu Hause war noch zu erklären. Danach wollte er noch irgendwo einbrechen, wurde dann aber davon abgehalten, weil die Pension gestürmt wurde. Da kann ich mich leider nicht mehr dran erinnern.

Dann der Bruch in die Nobelstiftung. Warum sollte er beim (nichtsahnenden) Opfer der Verschwörung Hinweise auf das Versteck der Erpresser finden?

Weiter ging es mit dem Einbruch bei Bosse Nordin. Was genau hat er sich von dem erhofft? Nur weil der ebenfalls geschmiert war (wie angeblich noch 23 andere), hat er noch lange nicht seine Finger in der Entführung. Aber den kann man noch mit dem Mut der Verzweiflung erklären.

Dann ging es ins Kinderheim. Das war dann absolut unlogisch. Er hatte gerade eben erfahren, dass der Rütli Pharm Typ aus Stockholm eine Intrige gegen die Konzernführung plante, weiterhin erfuhr er, dass die Pläne dieses Typs vom Nobelpreis durchkreuzt wurden. Wie kommt er also auf die Idee, dass dieser Typ in der Manipulation des Nobelpreises involviert war? Wenn dem so gewesen wäre, wäre er vom Nobelpreis ja nicht überrascht worden.

Du hattest mich auch noch nach meiner Theorie bezüglich Hans-Olof gefragt:

Ich hatte den Eindruck, dass Hans-Olof nachdem er die Entlassung Gunnars eingefädelt hatte, ebenfalls gefangen genommen wurde. Irgendwann kurz danach. In den Telefonaten (wenn Gunnar es also nicht sehen konnte) wirkte er auf mich immer so, als halte ihm jemand eine Waffe an den Kopf. Dies wäre ja die konsequente Fortführung des Gedankens, dass er nach der Nobelpreisverleihung einen "Unfall" haben sollte. Das geht doch viel einfacher zu arrangieren, wenn man ihn auch überwacht.

Von daher finde ich dieses Buch - genauso wie fast alle Eschbachs, die ich bisher gelesen habe - zwar bei weitem nicht perfekt, aber durchaus lebenswert.

Wie du bei meiner Vorstellung von Ausgebrannt lesen kannst (mit der ich den Bücherempfehlungsthread eröffnet habe), finde ich seine anderen Bücher auch gut. ;)
 
Wie du bei meiner Vorstellung von Ausgebrannt lesen kannst (mit der ich den Bücherempfehlungsthread eröffnet habe), finde ich seine anderen Bücher auch gut. ;)

Dem kann ich mich nur voll und ganz anschliessen! :)
Das letzte was ich von ihm gelesen habe, "Ein König für Deutschland", oder so ähnlich, hat mich köstlich amüsiert. War leider viel zu kurz. Bin schon sehr auf sein nächstes gespannt.

Gruss,
Barra