Eine Tat ist meiner Meinung nach "gut", wenn man damit anderen Lebewesen hilft, ohne wiederum anderen Lebewesen zu schaden und ohne einen Vorteil davon zu haben. Somit wäre auch der horrende Verbrauch von Ressourcen nicht gut, weil man damit ja den zukünftigen Menschen schadet, denn man nimmt ihnen die Möglichkeit, diese Ressourcen zu nutzen.
Eine Tat ist meiner Meinung nach "böse", wenn man damit anderen Lebewesen schadet ohne einen Vorteil davon zu haben. Also wirklich das reine Böse, das Böse nur für sich und zu keinem anderen Grund. Wer die "Thursday Next"-Buchreihe von Jasper Fforde kennt, kennt sicher auch Acheron Hades, der einfach nur böse ist. (Zitat aus "The Eyre Affair": "The best reason for committing loathsome and detestable acts - and let's face it, I am considererd something of an expert in this field - is purely for their own sake.")
Und beides kann es daher, wenn man deine Definition als Grundlage nehmen würde, gar nicht geben.
Selbst wenn ein Wesen rein gut handeln würde, hätte es dadurch immer den Vorteil, dass es eben diesen Zweck erfüllt. Der Zweck und der Sinn können hier ebenfalls als Vorteil definiert werden. Es gibt keinen Altruisten, der nicht insgeheim auch ein bisschen egoistisch ist. Es gibt auch keinen philosophischen Weg, aus diesem Paradoxon herauszukommen.
Genauso wenig gäbe es dann ein rein böses Wesen, denn durch "sinnlose" Zerstörung erfüllt es seinen Zweck und seinen Sinn ebenso wie das gutartige Wesen.
In beiden Fällen wären die Begriffe "Vorteil" und "Sinn/Zweck" natürlich über die Maße pervers gedehnt und gestreckt, aber das tut dem dahinterliegenden Prinzip keinen Abbruch.
MC Dirty schrieb:
Ein Philanthrop ist nicht jemand, der denkt, dass der Mensch von Grund auf gut ist, sondern jemand, der vorrangig altruistisch handelt. Das kann man schon aus dem Wort ablesen, denn "Philanthropie" heißt übersetzt soviel wie "Menschenliebe". Ob das dazu beiträgt, dass auch andere Menschen Gutes tun, wage ich zu bezweifeln, das steht aber auf einem ganz anderen Blatt. Misanthropie und Philanthropie schließen sich also nicht aus.
Das ist Unsinn. Ein Philanthrop ist nicht automatisch jemand, der wie ein langhaariger Heiland durch die Gegend zieht und Wunderheilungen vollführt, genauso wenig wie ein Misanthrop ein schwarz-weiß angemalter Massenmörder mit angespitzten Pfählen und einer Kopfstimme im obersten gerade noch hörbaren Frequenzbereich ist.
Die Worte Philanthropie und Misanthropie drücken gegensätzliche Ansichten aus, entweder philosophischer Natur (aufgrund bestimmter philosophischer Attribute, die der Mensch nun mal hat oder nicht hat, beispielsweise ist er ein Geizhals oder ein Großzügiger), oder rein emotionaler (ey, alle Menschen haben einen komischen Geruch) deswegen mag ich die nicht) Natur.
Philanthropie oder Misanthropie drücken allerdings nach wie vor keineswegs irgendeine Handlung aus.
Der Philanthrop kann alle Menschen nett und liebenswürzig finden und trotzdem sein Lebtag auf dem Bordstein hocken und das Kaninchen in seinem Schoß streicheln und mit Möhrchen füttern. Ab und zu winkt er vllt einem vorbeikommenden Menschen, die er ja so mag, zu oder bringt ihnen einen wohlwollenden Kommentar entgegen.
Das Gleiche könnte auch der Misanthrop machen. Der könnte genauso auf dem Bordstein hocken, das Kaninchen streicheln und mit Möhrchen füttern, nur dass er den vorbeikommenden Menschen anstatt mit Freundlichkeit mit erhobenem Mittelfinger und einem bösen Spruch begegnet.
Philanthropie und Misanthropie implizieren noch lange keinen Tatendrang. Ein Philanthrop muss nicht im nächsten Augenblick aufstehen und ein Heilmittel für Krebs finden wollen. Der Misanthrop muss nicht im nächsten Augenblick aufstehen, in ein US-amerikanisches Raketensilo einbrechen und den Roten Knopf mit der Aufschrift "Doomsday Device" drücken wollen. Beide, der Philanthrop wie auch der Misanthrop, können vllt auch ihren Lebtag damit zufrieden sein, ihr Kaninchen zu streicheln und zu füttern. Bloß, weil sich der eine so oder anders bezeichnen ließe, muss das nicht implizieren, dass er dementsprechend schaffen oder zerstören möchte.
Erst die Bezeichnungen Altruismus und Egoismus (wenn man diese wirklich als Gegensätze sehen wollte, was ich nicht tue) machen aus einem Philanthropen oder Misanthropen einen Täter.
Ich persönlich würde mich bestenfalls als emotional misanthropisch bezeichnen, wenn ich mal wieder nen schlechten Tag habe. Grundsätzlich aber bin ich der Ansicht, dass beide Sichtweisen, Philanthropie wie auch Misanthropie, pauschalisierende und zu überdenkende Sichtweisen sind. Daher bin ich eher ein Teilzeit-Pessimist.