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Schrift:Bravil - Tochter des Niben

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|Titel = Tochter des Niben
|Titel = Bravil: Tochter des Niben
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|Buchartikel = Bravil: Tochter des Niben
|Originaltitel = Daughter of the Niben
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|Zusatzinfo = Hinweis: Der zweite Absatz sollte sich auf das dritte Jahrhundert der [[Erste Ära|Ersten Ära]] beziehen, nicht auf das zweite, da der [[Alessianische Sklavenaufstand]] erst im Jahr [[1Ä 242]] begann.
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|Autor = von Sathyr Langbach
|Autor = von Sathyr Langbach
|Online = Bravil, Teil 1
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[[Datei:B Buchstabe Oblivion.png|40px|text-bottom]]ravil ist eine der entzückendsten Städte in Cyrodiil, funkelnd in ihrer einfachen Schönheit, berühmt durch ihre Vergangenheit. Kein Besuch im südlichen Teil der kaiserlichen Provinz ist ohne einen Spaziergang durch den aufregenden Flusshafen von Bravil, ein Gespräch mit den freundlichen Einheimischen, und natürlich, in der Tradition des Ortes, ein geflüstertes Wort zur berühmten Statue der Glücklichen Alten Dame komplett.
[[Datei:B Buchstabe Oblivion.png|40px|text-bottom]]ravil ist eine der reizendsten Siedlungen Cyrodiils. Es glänzt in seiner einfachen Schönheit und rühmt sich seiner Vergangenheit. Kein Besuch des Südens der kaiserlichen Provinz ist vollständig, ohne einen Spaziergang entlang Bravils aufregendem Flusshafen, einem Gespräch mit einem freundlichen Kind und natürlich, in der Tradition des Dorfes, einem geflüsterten Wort an die berühmte Statue der Glücklichen Alten Dame.


Viele Tausende von Jahren vor der Ankunft der Atmoraner war das Volk der Ayleïden schon seit langer Zeit in der Nähe der heutigen Stadt Bravil ansässig. Damals wie heute diente der Niben als Nahrungsquelle und Transportweg, und der Ort hatte damals sogar mehr Einwohner als heute. Wir wissen nicht genau, wie sie ihre Region nannten - sie lebten sehr isoliert, daher benutzten sie wahrscheinlich einfach ihr Wort für "Heimat". Diese wilden Ayleïden waren dort so fest verwurzelt, dass die Region um Bravil zu den letzten Gebieten zählte, welche die Alessier-Armee im zweiten Jahrhundert der 1. Ära befreite. Obwohl – Mara sei Dank – kulturell wie auch archäologisch nicht mehr viel von diesem Zeitalter übrig ist, sind die Geschichten um ihre Ausschweifungen und Verderbtheit noch heute Legende.
Viele tausend Jahre vor der Ankunft der Atmorer lebten die eingeborenen Ayleïden schon lange in der Umgebung des heutigen Bravil. Der Niben gewährte damals wie heute Nahrungsquellen und Transportwege und das Dorf hatte damals noch mehr Einwohner als heute. Wir wissen nicht genau, wie sie ihre Region nannten – aufgrund ihrer isolierten Lage könnte man ihre Bezeichnung als „Heim“ übersetzen. Die wilden Ayleïden waren dort so fest verwurzelt, dass die Region Bravil eine der letzten Region war, die von der alessianischen Armee im zweiten<ref>Dies sollte sich auf das dritte Jahrhundert der [[Erste Ära|Ersten Ära]] beziehen, nicht auf das zweite, da der [[Alessianische Sklavenaufstand]] erst im Jahr [[1Ä 242]] begann.</ref>  Jahrhundert der Ersten Ära befreit wurde. Obwohl kulturell oder archäologisch von dieser Ära wenig übrig geblieben ist, haben die Geschichten von Ausschweifungen und Sittenlosigkeit dank Mara ihren Weg in die Gefilde der Legenden gefunden.


Wie die Ayleïden diese lange Belagerung überhaupt durchstehen konnten, ist bis heute unter den Gelehrten umstritten. Alle sind sich jedoch darin einig, dass die Ehre des Sieges einem Zenturio der Kaiserin Alessia gebührt, einem Mann namens Teo Bravillius Tasus – seinen Namen trägt heute die Stadt.
Wie die Ayleïden so eine lange Belagerung überleben konnten, wird bis heute von Gelehrten diskutiert. Alle gewähren jedoch die Ehre des Sieges einem Zenturio von Kaiserin Alessia einem Mann namens Teo Bravillius Tasus, nach dem die moderne Stadt benannt ist.


Man sagt, dass er den Ort trotz heftigen Widerstandes nicht weniger als viermal einnahm. Doch jedes Mal fand er im Morgengrauen seine ganzen Truppen innerhalb des Dorfes tot vor – ermordet. Bis weitere Truppen eintrafen, war die befestigte Stadt schon wieder mit Ayleïden bevölkert. Nach der zweiten erfolgreichen Invasion wurden geheime unterirdische Tunnel gefunden und zugeschüttet, aber am nächsten Morgen waren wieder alle Soldaten tot, und die Einwohner waren zurückgekehrt. Nach der dritten erfolgreichen Belagerung wurden Legionen außerhalb der Stadt postiert, die Straßen und Flussläufe nach Hinweisen auf Angreifer absuchten, aber niemand war zu finden. Am nächsten Morgen wurden die Leichen der Besatzungssoldaten von den Brüstungen der Stadtmauern hinuntergeworfen.
Man sagt, er habe das Dorf trotz heftigen Widerstands mindestens viermal überfallen. Allerdings fand man jedes Mal all seine Soldaten bei Sonnenaufgang ermordet darin vor. Bis zum Eintreffen weiterer Truppen war der befestigte Ort schon wieder mit Ayleïden bevölkert. Nach der zweiten erfolgreichen Invasion wurden geheime Tunnel unter der Erde gefunden und zugeschüttet, aber erneut waren die Soldaten am Morgen tot und die Bevölkerung war zurückgekehrt. Nach der dritten erfolgreichen Belagerung wurden Legionen außerhalb des Dorfs postiert, die Straßen und Flüsse nach Hinweisen auf Angriffe absuchten, aber es erfolgten keine. Am nächsten Morgen wurden die Körper der Besatzungssoldaten von den Zinnen der Mauern geworfen.


Teo Bravillius Tasus wusste, dass die Ayleïden sich irgendwo in der Stadt versteckt halten mussten, bis es dunkel war, um die Soldaten dann im Schlaf zu ermorden. Die Frage war nur: Wo? Nach der vierten Invasion führte er persönlich seine Soldaten an und durchsuchte gründlich jeden Winkel, jeden Schatten der Stadt. Gerade als man die erfolglose Suche abbrechen wollte, bemerkte der große Zenturio zwei merkwürdige Dinge. Hoch oben in den Stadtmauern, weit höher, als man klettern könnte, gab es eingerückte schmale Plattformen. Und am Ufer des Flusses, der durch die Stadt floss, entdeckte er einen einzelnen Fußabdruck von jemandem, der ganz offensichtlich keine Stiefel trug wie die kaiserlichen Truppen.
Teo Bravillius Tasus wusste, dass die Ayleïden sich irgendwo in der Stadt verstecken mussten, um dann bis Einbruch der Nacht zu warten und die Soldaten im Schlaf umzubringen. Die Frage war nur: Wo? Nach der vierten Invasion führte er die Soldaten persönlich an und erkundete gründlich jeden Winkel und Schatten der Siedlung. Als sie gerade aufgeben wollten, bemerkte der große Zenturio zwei seltsame Dinge. Hoch oben in den Mauern, jenseits der Erreichbarkeit, gab es eingerückte schmale Plattformen. Und am Flussufer innerhalb des Ortes entdeckte er einen einzelnen Fußabdruck von jemandem, der eindeutig keine kaiserlichen Stiefel trug.


Die Ayleïden hatten sich offenbar auf zweierlei Weise versteckt. Einige waren an den Mauern hinaufgeschwebt und hatten sich dort oben versteckt, während andere in den Fluss gerutscht waren, wo sie imstande waren, unter Wasser zu atmen. Nachdem nun die ungewöhnlichen Schlupflöcher der seltsamen Elfen entdeckt waren, fiel es nicht mehr schwer, sie herauszutreiben und dafür zu sorgen, dass es keine mitternächtlichen Anschläge mehr auf die Truppen der Kaiserin gab.
Die Ayleïden hatten sich anscheinend auf zweierlei Weise versteckt. Einige waren die Wände hinaufgeschwebt und hatten sich hoch oben versteckt, während andere in den Fluss tauchten, da sie unter Wasser atmen konnten. Nachdem nun die ungewöhnlichen Schlupflöcher der seltsamen Elfen entdeckt waren, fiel es nicht mehr schwer, sie herauszutreiben und dafür zu sorgen, dass es keine mitternächtlichen Anschläge mehr auf die Truppen der Kaiserin gab.


Es mag unglaublich erscheinen, dass eine ganze Ortsgemeinschaft im Umgang mit Magie viele hundert Jahre vor Gründung der Magiergilden so zauberkundig sein konnte, dass die breite Bevölkerung diese Magie erlernen konnte. Es scheint jedoch Anhaltspunkte dafür zu geben, dass, ebenso wie die Psijics, die auf der Insel Artaeum die Schule des Mystizismus entwickelten, lange bevor es einen Namen dafür gab, die noch unbekannten Ayleïden von Süd-Cyrodiil etwas entwickelt hatten, was in späteren Jahren die Schule der Veränderung darstellen würde. Das ist schließlich gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass andere Ayleïden zur der Zeit, als Bravil eingenommen wurde, und auch später Gestaltwandler waren. Die Bewohner des früheren Bravil konnten sich nicht in Tiere und Ungeheuer verwandeln, aber sie konnten ihre Körper verändern, um sich zu verbergen. Eine damit verwandte und gewiss nützliche Fähigkeit. Aber nicht wirksam genug, um sich am Ende zu retten.
Es ist kaum zu glauben, dass eine ganze Gemeinschaft hunderte und aberhunderte Jahre vor Gründung der Magiergilde, die den einfachen Menschen die Magicka lehrte, so bewandert in diesen Zaubersprüchen gewesen sein konnte. Allerdings gibt es wohl Beweise, dass ebenso wie die Psijik auf der Insel Artaeum die Mystik lange vor ihrer Benennung entwickelt hatten, die noch undurchsichtigeren Ayleïden des südlichen Cyrodiil etwas erschaffen hatten, was später als Schule der Veränderung bekannt werden sollte. Allerdings ist das keine große Leistung, wenn man bedenkt, dass andere Ayleïden zur Zeit von Bravils Einnahme, und auch später noch, Gestaltenwandler waren. Die Bewohner des früheren Bravil konnten sich nicht in Monster und Ungeheuer verwandeln, aber sie konnten ihre Körper verändern, um sich selbst zu verbergen. Gewiss eine verwandte und nützliche Fähigkeit. Aber nicht wirksam genug, um sich am Ende zu retten.  


Heute ist in Bravil von der Ayleïden-Kultur kaum noch etwas übrig, aber architektonische Wunder anderer Art sind deutlich sichtbar. So wunderschön und markant die Kathedrale der Heiligen Mara und der Fürstenpalast auch sein mögen, kein vom Menschen geschaffenes Bauwerk in Bravil ist so berühmt wie die Statue der Glücklichen Alten Dame.
Im heutigen Bravil gibt es kaum noch Zeugnisse der Ayleïden, obwohl architektonische Wunder anderer Art deutlich sichtbar sind. So schön und fesselnd die Kathedrale der Heiligen Mara und der Fürstenpalast auch sein mögen, kein von Menschenhand erschaffenes Bauwerk ist so berühmt wie die Statue der Glücklichen Alten Dame.


Die Geschichten, die sich um die Dame ranken, sind zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen.
Die Geschichten, die sich um die Dame ranken, sind zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen.


Es heißt, dass sie als uneheliche Tochter einer Hure in Bravil zur Welt kam, gewiss kein vielversprechender Anfang eines vom Glück geprägten Lebens. Sie wurde von den anderen Kindern gehänselt, die sie immer wieder fragten, wer ihr Vater sei. Jeden Tag lief sie wegen solcher Grausamkeiten weinend nach Hause.
Man sagt, sie sei als uneheliche Tochter einer Hure in Bravil zur Welt gekommen – gewiss kein vielversprechender Anfang eines glücklichen Lebens. Sie wurde von anderen Kindern gehänselt, die sie immer wieder fragten, wer ihr Vater sei. Jeden Tag lief sie aufgrund dieser Gemeinheiten weinend nach Hause.


Eines Tages kam ein Priester aus Stendarr nach Bravil, um wohltätige Werke zu tun. Er sah das weinende kleine Mädchen, und als er es fragte, erzählte es ihm die Ursache seines Elends: es wusste nicht, wer sein Vater war.
Eines Tages kam der Priester aus Stendarr nach Bravil, um wohltätige Taten zu vollbringen. Er sah das weinende kleine Mädchen und als er es fragte, erzählte es ihm von der Ursache für sein Elend: Es wusste nicht, wer ihr Vater war.


"Du hast einen freundlichen Blick und einen Mund, der nicht lügt", sagte der Priester nach einem Moment mit einem Lächeln. "Du bist ganz offensichtlich ein Kind von Stendarr, dem Gott der Gnade, der Wohltätigkeit, und des wohlverdienten Glücks."
„Ihr habt freundliche Augen und einen Mund, der keine Lügen erzählt“, antwortete der Priester nach einen Moment lächelnd. „Ihr seid auf jeden Fall ein Kind Stendarrs, dem Gott der Gnade, der Wohltätigkeit und des wohlverdienten Glücks.


Die wohlgesetzten Worte des Priesters veränderten fortan das Leben des Mädchens. Wann auch immer sie von nun an gefragt wurde, wer ihr Vater sei, antwortete sie fröhlich: "Ich bin ein Kind des Glücks."
Die aufmerksamen Worte des Priesters veränderten das Kind für immer. Wenn man sie nun fragte, wer ihr Vater war, so sagte sie: „Ich bin ein Kind des Glücks“.


Sie wuchs auf und wurde ein Schankmädchen, so heißt es, das seine Gäste freundlich und großzügig bediente und ihnen sogar Kredit gewährte, wenn sie kein Geld hatten. In einer besonders stürmischen Nacht nahm sie einen jungen, in Lumpen gekleideten Mann auf, der nicht nur kein Geld bei sich hatte, sondern auch noch grob und unhöflich war, als sie ihm Essen brachte und ein Zimmer gab. Am nächsten Morgen reiste er ohne ein Wort des Dankes ab. Ihre Freunde und ihre Familie tadelten sie und meinten, sie solle lieber vorsichtig sein, denn er hätte ja gefährlich werden können.
Sie wuchs auf und arbeitete als Schankmaid, so hieß es, die ihre Gäste freundlich und großzügig bediente und ihnen sogar Kredit gewährte, wenn sie nicht zahlen konnten. In einer besonders regnerischen Nacht gewährte sie einem jungen zerlumpten Mann Unterschlupf. Dieser war nicht nur mittellos, sondern auch noch streitlustig und unhöflich, als sie ihm Essen und ein Zimmer gab. Am nächsten Morgen reiste er ohne ein Wort des Dankes ab. Ihre Freunde und ihre Familie tadelten sie und meinten, sie solle lieber vorsichtig sein, denn er hätte ja gefährlich werden können.


Eine Woche später traf eine königliche Kutsche in Bravil ein, mit einem kaiserlichen Prinzen als Fahrgast. Obwohl er kaum zu erkennen war, war es derselbe junge Mann, dem die Dame geholfen hatte. Er entschuldigte sich sehr für sein Aussehen und sein Benehmen und erklärte ihr, er sei von einer Hexenbande entführt und verflucht worden, und erst später wieder zu Verstand gekommen. Die Dame wurde mit Reichtümern überschüttet, die sie, großzügig wie immer, unter den Bewohnern von Bravil verteilte, wo sie zufrieden bis ins hohe Alter lebte.
Eine Woche später kam eine königliche Kutsche nach Bravil. Darin saß ein kaiserlicher Prinz. Obwohl man ihn kaum wiedererkennen konnte, war es derselbe junge Mann, dem die Dame geholfen hatte. Er entschuldigte sich vielmals für sein Aussehen und sein Verhalten und erklärte ihr, dass er von einer Hexenbande entführt und verflucht worden war. Erst später sei er wieder zu Verstand gekommen. Die Dame wurde mit Reichtümern überhäuft, die sie natürlich großzügig mit allen Bewohnern Bravils teilte, wo sie zufrieden bis in hohe Alter lebte.


Niemand weiß, wann die Statue zu ihrem Gedenken am Dorfplatz errichtet wurde, oder wer der Künstler war, aber sie steht seit Tausenden von Jahren dort, seit der ersten Ära. Und bis heute besuchen Gäste und Einwohner Bravils gleichermaßen die Glückliche Alte Dame, um sie zu bitten, ihre Vorhaben mit Glück zu segnen.
Keiner weiß, wann die Statue zu ihrem Gedenken auf dem Dorfplatz errichtet wurde oder wer der Künstler war. Aber seit tausenden von Jahren, seit der Ersten Ära, steht sie dort. Bis heute besuchen Gäste und Einwohner Bravils gleichermaßen die Glückliche Alte Dame, um sie zu bitten, ihre Vorhaben mit Glück zu segnen.


Nur ein weiterer charmanter Aspekt des bezaubernden und äußerst glücklichen Städtchens Bravil.
Noch ein charmanter Aspekt des reizenden und äußerst glücklichen Städtchens Bravil.
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Aktuelle Version vom 26. Juni 2025, 20:12 Uhr

Auflagen des Buches

Diese Seite enthält die Schrift Bravil: Tochter des Niben bzw. Bravil (Originaltitel: Daughter of the Niben).

Inhalt

Bravil: Tochter des Niben
von Sathyr Langbach

ravil ist eine der reizendsten Siedlungen Cyrodiils. Es glänzt in seiner einfachen Schönheit und rühmt sich seiner Vergangenheit. Kein Besuch des Südens der kaiserlichen Provinz ist vollständig, ohne einen Spaziergang entlang Bravils aufregendem Flusshafen, einem Gespräch mit einem freundlichen Kind und natürlich, in der Tradition des Dorfes, einem geflüsterten Wort an die berühmte Statue der Glücklichen Alten Dame.

Viele tausend Jahre vor der Ankunft der Atmorer lebten die eingeborenen Ayleïden schon lange in der Umgebung des heutigen Bravil. Der Niben gewährte damals wie heute Nahrungsquellen und Transportwege und das Dorf hatte damals noch mehr Einwohner als heute. Wir wissen nicht genau, wie sie ihre Region nannten – aufgrund ihrer isolierten Lage könnte man ihre Bezeichnung als „Heim“ übersetzen. Die wilden Ayleïden waren dort so fest verwurzelt, dass die Region Bravil eine der letzten Region war, die von der alessianischen Armee im zweiten[1] Jahrhundert der Ersten Ära befreit wurde. Obwohl kulturell oder archäologisch von dieser Ära wenig übrig geblieben ist, haben die Geschichten von Ausschweifungen und Sittenlosigkeit dank Mara ihren Weg in die Gefilde der Legenden gefunden.

Wie die Ayleïden so eine lange Belagerung überleben konnten, wird bis heute von Gelehrten diskutiert. Alle gewähren jedoch die Ehre des Sieges einem Zenturio von Kaiserin Alessia – einem Mann namens Teo Bravillius Tasus, nach dem die moderne Stadt benannt ist.

Man sagt, er habe das Dorf trotz heftigen Widerstands mindestens viermal überfallen. Allerdings fand man jedes Mal all seine Soldaten bei Sonnenaufgang ermordet darin vor. Bis zum Eintreffen weiterer Truppen war der befestigte Ort schon wieder mit Ayleïden bevölkert. Nach der zweiten erfolgreichen Invasion wurden geheime Tunnel unter der Erde gefunden und zugeschüttet, aber erneut waren die Soldaten am Morgen tot und die Bevölkerung war zurückgekehrt. Nach der dritten erfolgreichen Belagerung wurden Legionen außerhalb des Dorfs postiert, die Straßen und Flüsse nach Hinweisen auf Angriffe absuchten, aber es erfolgten keine. Am nächsten Morgen wurden die Körper der Besatzungssoldaten von den Zinnen der Mauern geworfen.

Teo Bravillius Tasus wusste, dass die Ayleïden sich irgendwo in der Stadt verstecken mussten, um dann bis Einbruch der Nacht zu warten und die Soldaten im Schlaf umzubringen. Die Frage war nur: Wo? Nach der vierten Invasion führte er die Soldaten persönlich an und erkundete gründlich jeden Winkel und Schatten der Siedlung. Als sie gerade aufgeben wollten, bemerkte der große Zenturio zwei seltsame Dinge. Hoch oben in den Mauern, jenseits der Erreichbarkeit, gab es eingerückte schmale Plattformen. Und am Flussufer innerhalb des Ortes entdeckte er einen einzelnen Fußabdruck von jemandem, der eindeutig keine kaiserlichen Stiefel trug.

Die Ayleïden hatten sich anscheinend auf zweierlei Weise versteckt. Einige waren die Wände hinaufgeschwebt und hatten sich hoch oben versteckt, während andere in den Fluss tauchten, da sie unter Wasser atmen konnten. Nachdem nun die ungewöhnlichen Schlupflöcher der seltsamen Elfen entdeckt waren, fiel es nicht mehr schwer, sie herauszutreiben und dafür zu sorgen, dass es keine mitternächtlichen Anschläge mehr auf die Truppen der Kaiserin gab.

Es ist kaum zu glauben, dass eine ganze Gemeinschaft hunderte und aberhunderte Jahre vor Gründung der Magiergilde, die den einfachen Menschen die Magicka lehrte, so bewandert in diesen Zaubersprüchen gewesen sein konnte. Allerdings gibt es wohl Beweise, dass ebenso wie die Psijik auf der Insel Artaeum die Mystik lange vor ihrer Benennung entwickelt hatten, die noch undurchsichtigeren Ayleïden des südlichen Cyrodiil etwas erschaffen hatten, was später als Schule der Veränderung bekannt werden sollte. Allerdings ist das keine große Leistung, wenn man bedenkt, dass andere Ayleïden zur Zeit von Bravils Einnahme, und auch später noch, Gestaltenwandler waren. Die Bewohner des früheren Bravil konnten sich nicht in Monster und Ungeheuer verwandeln, aber sie konnten ihre Körper verändern, um sich selbst zu verbergen. Gewiss eine verwandte und nützliche Fähigkeit. Aber nicht wirksam genug, um sich am Ende zu retten.

Im heutigen Bravil gibt es kaum noch Zeugnisse der Ayleïden, obwohl architektonische Wunder anderer Art deutlich sichtbar sind. So schön und fesselnd die Kathedrale der Heiligen Mara und der Fürstenpalast auch sein mögen, kein von Menschenhand erschaffenes Bauwerk ist so berühmt wie die Statue der Glücklichen Alten Dame.

Die Geschichten, die sich um die Dame ranken, sind zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen.

Man sagt, sie sei als uneheliche Tochter einer Hure in Bravil zur Welt gekommen – gewiss kein vielversprechender Anfang eines glücklichen Lebens. Sie wurde von anderen Kindern gehänselt, die sie immer wieder fragten, wer ihr Vater sei. Jeden Tag lief sie aufgrund dieser Gemeinheiten weinend nach Hause.

Eines Tages kam der Priester aus Stendarr nach Bravil, um wohltätige Taten zu vollbringen. Er sah das weinende kleine Mädchen und als er es fragte, erzählte es ihm von der Ursache für sein Elend: Es wusste nicht, wer ihr Vater war.

„Ihr habt freundliche Augen und einen Mund, der keine Lügen erzählt“, antwortete der Priester nach einen Moment lächelnd. „Ihr seid auf jeden Fall ein Kind Stendarrs, dem Gott der Gnade, der Wohltätigkeit und des wohlverdienten Glücks.“

Die aufmerksamen Worte des Priesters veränderten das Kind für immer. Wenn man sie nun fragte, wer ihr Vater war, so sagte sie: „Ich bin ein Kind des Glücks“.

Sie wuchs auf und arbeitete als Schankmaid, so hieß es, die ihre Gäste freundlich und großzügig bediente und ihnen sogar Kredit gewährte, wenn sie nicht zahlen konnten. In einer besonders regnerischen Nacht gewährte sie einem jungen zerlumpten Mann Unterschlupf. Dieser war nicht nur mittellos, sondern auch noch streitlustig und unhöflich, als sie ihm Essen und ein Zimmer gab. Am nächsten Morgen reiste er ohne ein Wort des Dankes ab. Ihre Freunde und ihre Familie tadelten sie und meinten, sie solle lieber vorsichtig sein, denn er hätte ja gefährlich werden können.

Eine Woche später kam eine königliche Kutsche nach Bravil. Darin saß ein kaiserlicher Prinz. Obwohl man ihn kaum wiedererkennen konnte, war es derselbe junge Mann, dem die Dame geholfen hatte. Er entschuldigte sich vielmals für sein Aussehen und sein Verhalten und erklärte ihr, dass er von einer Hexenbande entführt und verflucht worden war. Erst später sei er wieder zu Verstand gekommen. Die Dame wurde mit Reichtümern überhäuft, die sie natürlich großzügig mit allen Bewohnern Bravils teilte, wo sie zufrieden bis in hohe Alter lebte.

Keiner weiß, wann die Statue zu ihrem Gedenken auf dem Dorfplatz errichtet wurde oder wer der Künstler war. Aber seit tausenden von Jahren, seit der Ersten Ära, steht sie dort. Bis heute besuchen Gäste und Einwohner Bravils gleichermaßen die Glückliche Alte Dame, um sie zu bitten, ihre Vorhaben mit Glück zu segnen.

Noch ein charmanter Aspekt des reizenden und äußerst glücklichen Städtchens Bravil.

Anmerkungen

  1. Dies sollte sich auf das dritte Jahrhundert der Ersten Ära beziehen, nicht auf das zweite, da der Alessianische Sklavenaufstand erst im Jahr 1Ä 242 begann.