Alexis rieb sich die Schläfen. In einem Anflug von Müdigkeit war er ein paar Straßen vom Gasthaus entfernt zum stehen gekommen und hatte sich an eine Wand gelehnt.
"Verdammt vielleicht hätte ich mich doch Ausruhen sollen, bevor ich aufbreche...", murmelte er in sich hinein. Er gähnte einmal laut und sah sich um. Scheinbar war er entgegen der Richtung marschiert zu sein die Roy und Haj'ett eingeschlagen hatten. Die Gegend erschien ziemlich schäbig und heruntergekommen. Marktstände drängten sich dicht an dicht und obwohl einige ihre Stände leerten und abbauten, drang aus anderen noch immer der Dampf von Speisen und alkoholisierten Gestalten. Er sah an sich herunter und stellte fest, dass er in seinem weißen Hemd und seinen vielen Taschen doch etwas auffiel. Wie es der Zufall wollte, machte sich in seiner Nähe gerade eine alte Dame daran ihren Kleiderstand zu schließen. Er eilte zu ihr hinüber und shaffte es sie zu überreden ihm einen Kapuzenumhang zu verkaufen. Verwirrt starrte die alte Dame das Silberstück an, das er ihr dafür gegeben hatte.
"Junger Mann, das ist zu viel, das kann ich nicht annehmen!", protestierte sie höflich.
"Ist schon in Ordnung, seht es als Entschädigung dafür Euch aufgehalten zu haben.", entgegnete Alexis und warf sich den Umhang um. Er befand ihn als für den Silberling wert. Vielleicht waren die Löhne im allgemeinen hier niedriger.
Mit einem freundlichen Lächeln und erhobener Hand verabschiedeter Alexis sich von der alten Dame und ging weiter die Gasse hinunter. Kurz darauf begegnete er einer kleineren Gruppe von diesen Banditen.
Ihre schwarzen Umhänge waren klar zu erkennen. Es waren vier an der Zahl und jeder von ihnen trug nur eine geschwungene Linie auf dem Umhang. Also keiner von höherem Rang. Alexis zog die Kapuze tiefer und raffte seinen Umhang um sich um den Banditen unauffällig zu folgen.
Als sie an einem Geschäft mit verzierten, hölzernen Beschlägen ankamen, sah er wie dort ein Streitgespräch zwischen dem Besitzer und den Banditen entbrannte. Offensichtlich weigerte er sich das wie scheinbar überall geforderte Geld zu bezahlen.
Einer der Banditen packte erzürnt den Mann am Kragen und wollte ihn über den Tresen ziehen, als eine junge Frau ins Blickfeld geriet und ihn davon abhielt.
Der Bandit ließ von dem Mann ab, packte sie aber nun am Arm und zerrte sie hinter dem Tresen hervor.
In Alexis' Augen war sie wunderschön und die Momentanen Umstände bereiteten ihm alles andere als Freude.
Wutentbrannt riss er den Mantel herunter und stampfte auf die Banditen zu. Im Geiste formulierte er den Schutzzauber, der ihm vielleicht etwas helfen würde. Zu sehen wie sie das Mädchen behandelten ließ sein Blut kochen. Er hatte die Szene im Gatshaus nicht vergessen und jemand würde hier und jetzt dafür bezahlen.
Als er seinen Schutzzauber murmelnd gewirkt hatte, brüllte er auf die Banditen ein.
"Hey ihr Penner! Lasst das Mädchen sofort los!", platze es aus ihn heraus. Er versuchte sich zu konzentrieren und einen Feuerball zu Zaubern, den er auf einen der Banditen schleudern konnte.
Doch was dann passierte, überraschte nicht nur ihn. Das Mädchen hatte die Ablenkung genutzt und sich aus dem Griff des einen Banditen gewunden und ihm elegant die Beine weggezogen. Über den ersten liegenden warf sie eine Ampulle auf den zweiten. Das Glas zerbarst auf seinem Brustpanzer und die Flüssigkeit trieb ihm in Dämpfen ins Gesicht. Es wurde sofort rot und schwoll an. Vor Schmerz schreiend rannte der Bandit blindlings gegen einen Stützpfeiler des Geschäftes und fiel rücklings auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Die Gunst der Stunde nutzend, schleuderte Alexis seinen Feuerball, der größer war, als er erhofft hatte. Solch einen großen Feuerball hatte er noch nie hinbekommen. Der Umhang des dritten Banditen fing Feuer und angsterfüllt warf sich dieser auf den Boden um sich zu wälzen. Der erste hatte sich bereits wieder aufgerichtet und richtete sich gegen das Mädchen, während der Vierte seine Aufmerksamkeit auf Alexis richtete. Aus Reflex wich er dem Feuerball aus, den der Bandit nun auf ihn gerichtet hatte. Und der war nicht gerade klein! Mit einem lauten Krachen brach der Feuerball in ein Geschäft hinter Alexis ein und setzte es in Flammen.
Währenddessen hatte das Mädchen bläulich glimende Augen bekommen und beharte den ersten Banditen mit Blau schimmernden Blitzen, die anstatt physischen, geistigen Schaden anrichteten, denn der Bandit hielt sich die Schläfen und sank in die Knie. Und als Alexis dachte, sie könnte ihn nicht mehr überraschen, beschwor sie aus einem dampfenden Kessel ein kleines Wasserelementar, dass sich auf den letzten Banditen stürzte. Aus kochendem Wasser bestehend, sprang es ihm ins Gesicht und verbrühte seine Haut. Er rannte dem anderen, immer noch brennenden banditen hinterher und verschwand um die nächste Ecke.
Der Besitzer des geschäftes sprang hinter dem Tresen hervor und erkundigte sich nach dem Befinden des Mädchens.
"Ist alles in ordnung mit dir, Yueh?"
"Mir geht es gut Vater, mach dir keine Sorgen.", sagte sie mit bestimmtem Ton. Er nickte und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann sah er auf zu Alexis.
"Ich danke für Eure Hilfe, Fremder. Ich fürchte nur, dass die Schlangenbruderschaft sich das nicht gefallen lässt. Ihr solltet lieber aus der Stadt verschwinden, wenn Euch etwas an eurem Leben liegt."
"Darum mache ich mir weniger Sorgen. Was ist mit Euch?", fragte Alexis, wenig beeindruckt von der möglichen Bedrohung durch die Schlangenbruderschaft.
So nannten sie sich also.
"Wir kommen schon zurecht.", entgegnete Yueh. Ihr Vater legte den Kopf schief und die Stirn leicht in Falten.
"Sagt mir, wie ist euer Name?", wollte er wissen.
"Mein Name ist Alexis Imarius." Die Miene des Mannes hellte sich auf. "Der Enkel von Hector Imarius?"
Alexis hob die Augenbrauen. "Ihr kennt meinen Großvater?"