Habe
Wednesday fertig gesehen, was immer das auch meint. Scheinbar ist bisher nur die Hälfte der zweiten Staffel verfügbar, die mit einem Cliffhanger endet, aber es könnte sogar sein, dass die zweite Hälfte morgen kommt.
Ich hatte irgendwie Spass dran, wenn es auch kein fehlerloses Meisterwerk ist.
Ehrlich gesagt, finde ich Morticia und Gomez fehl besetzt, wenn ich es an den zwei Filmen und der Optik der alten Serie bemesse. Vielleicht liegt es daran, dass Anjelica Huston in der Rolle, die wie für sie gemacht wurde, einfach nicht übertrumpfbar ist, auch nicht von Catherine Zeta-Jones. Hingegen ist der Schauspieler hinter Gomez einfach zu hässlich für Morticia und es fehlt ihm die Eleganz, die der andere in den zwei Filmen ausgestrahlt hat.
Und sowohl Pugsley wie Gomez haben den Touch für die moderne Audienz, beide fühlen sich wie Schwächlinge an, die ohne ihre Frauen, bzw. Schwester, nicht für sich stehen können. Ein Beispiel dafür gibt es gleich am Anfang, als Wednesday sich dafür rächt, was ihrem Bruder, der wie ein richtiges Weichei erscheint, zugestossen ist.
Die moderne Audienz ist sowieso ein Thema, es hat Queer-Bait da drin, obwohl sich die Queerness schlussendlich auf ein Paar von Mamas eines Jungen beschränkt (was niemandem weh tut). Eigentlich sieht ja Wednesdays Zimmergefährtin mit den Farben, die sie nutzt, extrem queer aus, datet aber trotzdem zwei Jungs, und zwar auf eine recht kindische Weise.
In der zweiten Staffel fühlt es sich so an, als ob man die Schüler als sogenannte Outcasts mit LGBT gedanklich gleichsetzt, die dann auch gegen ein Team von verblödeten weissen Jungs, geführt von einem Schmalspur-Hitler, antreten müssen.
Aber das grundsätzliche Problem ist der Umgang mit dem Stoff, der zugegebenermassen schwierig ist.
Eine Idee ist ja, dass die Addams Family aussieht und sich gibt, als ob es alle Monster wären, aber Leute, die normal aussehen, sind eigentlich die Monster. Und sie geben sich so, als ob Serienkiller und andere Kriminelle, auch in der Geschichte, ihre Vorbilder wären, aber dabei sind sie trotzdem irgendwie lieb. Und sie sind glücklich darüber, wenn sie unglücklich sind. Das funktionierte, weil es eine Komödie war. Aber das funktioniert schlecht, wenn man sich selbst zu ernst nimmt und wenn die Addams Family zu oft auf die Realität stösst.
Kann man es glauben, dass Wednesday Piranhas in das Schwimmbad wirft und die einzige Auswirkung davon ist, dass einem Schüler von zehn ein Ei abgefressen wird, was zu nichts weiter als einem Schulverweis führt? Mal abgesehen davon, dass ich erwartet hätte, dass Pugsley nicht wie ein Weichei flennt und selbst auf die Idee mit den Piranhas gekommen wäre.
Auch der Satz ist mir aufgefallen: "... es wird schrecklich, aber nicht so gut schrecklich wie mit Iwan."
Iwan war ein schreckliches Monster, das ein Schreckensregime führte und zigtausende Leute niedermetzeln liess. Okay, wie jedes Monster hatte er eine schlimme Jugend und auch seine Qualitäten (seine Kompositionen werden scheinbar heute noch in der orthodoxen Kirche gesungen), aber trotzdem. Klar, es ist ein heikler Grat, aber ich hätte den Satz weggelassen.
Auch das ist ein komischer Gedanke, dass Wednesday wie jede Addams Serienkiller verehrt, aber dann wie eine brave Detektivin einen aufspürt und ihn weniger brav für seine Taten skalpiert. Auch diesen Plot hätte ich weggelassen.
Morticia und Gomez lieben sich ja heiss, aber es fehlt die Eleganz in der Beziehung, die in den zwei Filmen gezeigt wurde. Gomez erscheint eher wie ein Creep und man fragt sich, was Morticia an dem findet. Die Kinder sollten sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass sie ab und zu herumknutschen, aber es kommt das stereotypische "Igitt, was machen meine Eltern nur.", das man in vielen amerikanischen Komödien sieht. Aber okay, das Geknutsche wird mehr "igitt" dargestellt, als in den zwei Filmen.
Auch komisch ist, dass Gomez verhaftet wird, weil er einen Mord begangen haben soll, aber Wednesday stört sich daran, obowhl sie scheinbar ein Fan von Iwan dem Schrecklichen ist.
Gut ist hingegen, dass sie in Staffel 2 mehr Horror nachgelegt haben und das mit einigen ziemlich guten Effekten. Es gibt da drin einen tollen Stop-Motion-Film von Burton der alten Schule, leider aber fehlt der Burton-Stil im Rest der Serie.
Anyway, es hat trotzdem genug Gutes da drin, dass ich mich auf die restliche zweite Staffel irgendwie freue. Und Wednesday macht einen guten Job, wenn ich auch das, was sie tut oder sagt, nicht immer gut finde.