Habe vorgestern wieder die
Mass-Effect-Trilogie installiert, dann einen sehr frühen Save in ME 2 geladen, in dem ich als Frontkämpfer gerade mal Zaeed rekrutiert und seine Mission erledigt hatte. Zwischendurch habe ich wieder das komplette Modding-System installiert, das aus einem Mod-Manager und einem Textur-Installer besteht. Dann die wenigen Mods installiert, die ich unbedingt wollte: Community Patch, separate Cooldowns für Skills, Mini-Games abgestellt, je eine Upscale-Mod für die Videos und die Texturen. Vorgestern habe ich Project Overlord zu Ende gespielt und anschliessend vor der Rekrutierung von Mordin gespeichert, gestern alle Begleiter ausser Garrus geholt.
Ich gebe es zu, ich hatte ziemlich Schwierigkeiten mit dem Einstieg auf Wahnsinn, mit einem Frontkämpfer, der als (fast) einzige Klasse nach dem gleichen Prinzip wie DOOM: Eternal gezockt werden sollte: In vorderster Front die Shotgun sprechen lassen, wobei man regeneriert, indem man einen Sturmangriff macht, der die Schilde und Gesundheit regeneriert.
Leider aber verkommt Mass Effect 2 auf Wahnsinn zum Deckung-Shooter, der von Leuten gemacht wurde, die nicht viel von Shootern verstehen. Es spielt sich wie ein Klon von Gears of War, aber es funktioniert alles halb so gut. Allerdings sind alle Mass Effect nur auf Wahnsinn lustig, weil die Schwierigkeit darunter so rapide heruntergeht, dass Skills praktisch überflüssig werden. Auf Wahnsinn sollte man die Statusbalken der Gegner für Schilde, Panzerungen oder Gesundheit mit den richtigen Waffen und Munition schädigen, darunter spielt alles keine Rolle.
Wobei sich alle drei ME im Kampf leicht unterschiedlich spielen: ME 1 ist so arcadig und altbacken, wie es nur geht, ME 2 war ein spürbares Upgrade wie etwa zwischen Fallout 3 und 4, und ME 3 ist die gestreamlinte Version davon.
In der Trilogie haben sie das Kampf-Gameplay in ME 1 remastert, allerdings ziemlich billig, indem sie neben anderen kleinen Tweaks einfach den gewaltigen Spread und den Cooldown deutlich verringerten. ME 1 hat vorher definitiv auf falsche Weise für Schwierigkeit gesorgt, mit einem unglaublichen Spread auf Waffen, die enorm schnell überhitzen und einen ätzend langen Cooldown besitzen, gegen strunzdumme Tanks. Man konnte zwar Skills freischalten und immer bessere Upgrades für die Waffen finden, die das irgendwann völlig kompensieren. Das führte dazu, dass das erste Drittel des Games deutlich schwerer war, als der Rest, der bald zum Spaziergang wurde. Das Game hatte eine miese Progression. Aber im Remaster braucht man nicht mal mehr Kühlkörper für die Waffen.
Im Remaster haben sie das Kampf-Gameplay in ME 1 viel leichter gemacht, ohne es auf irgendeine Weise zu kompensieren, was das Game vom Anfang bis zum Ende zum Spaziergang machte, und zwar auf eine Weise, die extrem abtörnend ist. Eigentlich könnte man einen Charakter-Save in die nächsten Games importieren und kriegt damit Geld und Skills als Bonus. Nur ist es zur Pein verkommen, den ersten Teil zu zocken. Ich habe ME 1 geliebt und es mehr als hundertmal durchgezockt, im vollen Bewusstsein, dass ich einen beschissenen Shooter zocke, aber ich hätte es gerne gehabt, wenn es im Remaster eine Einstellung gegeben hätte, die die originale Beschissenheit wiederherstellt.
ME 2 hätte ebenfalls ein Remaster nötig gehabt, das Kampf-Gameplay ist zäh und buggy.
Die Kardinal-Sünde ist, dass es beim Rennen nicht die Kamera automatisch hinter einem zentriert, während man nicht gleichzeitig den Rennen-Button und die Kamera bedienen kann. Jeder andere Third-Person-Shooter, darunter ME 1 oder alle Gears of War, macht das, weil es notwendig ist, um Kurven zu rennen.
Natürlich kann man nur gefühlte zwanzig Meter rennen, weil Shepard keine Kondition hat, und man muss gefühlt den Button mindestens drei Sekunden festhalten, damit er überhaupt auf Touren kommt, wobei jeder grössere Treffer das Rennen abbricht.
Und wenn das Rennen abbricht, weil Shep ausser Atem gekommen ist, dauert es viel zu viele Sekunden, bis man wieder rennen darf. Es hat dabei keine Stamina-Anzeige, d.h. ich weiss nie, ob es jetzt Sinn macht, drei Sekunden auf dem Button zu bleiben, in der Hoffnung, dass Shep auf Touren kommt.
Weil Rennen und Deckungsbezug auf demselben Button sind, passiert es oft, dass man nicht hinter eine Deckung rennt, sondern vor der Deckung an die Wand festgeklebt wird. Das Rennen ist in Umgebungen mit Deckungen praktisch nutzlos bis gefährlich.
Aber auch der Deckungsbezug, oder das Überklettern einer Deckung sind buggy und träge. Und man kann nicht gleichzeitig nachladen und sich in einer Deckung bewegen. Beim Frontkämpfer kommt hinzu, dass er oft den Sturmangriff nicht machen kann, der aber essenziell ist, um die Schilde aufzuladen. Es ist zum Meme im Internet geworden, dass Frontkämpfer-Shepard stirbt, weil er das Ziel nicht erreichen kann: "Can't reach the t.... Arghhh!"
Eigentlich war ja der Kampfstil des Frontkämpfers ab ME 2, den man als "Deckung ist für Pussies" beschreiben könnte, für mich eine Erleuchtung, aber im ersten Drittel, wenn man noch keine guten Skills und Upgrades hat, ist es die Härte, das durchzuziehen. Nach dem siebten Tod entscheidet man sich, in den Deckungen festgeklebt zu sein, wie alle anderen auch.
ME 2 hat ja auch andere nervigen Dinge drin, wie die dummen Mini-Games, das Scannen von Planeten für Ressourcen und nicht deaktivierbares Auto-Aim, das einem schlechter treffen lässt. Auch die oft übertriebenen Effekte lassen mich fragen, ob das Game Play-Tester mit Erfahrung hatte. Im Overlord-DLC muss man eine Satellitenschüssel mit vier Bomben lahmlegen, während man unter Beschuss steht. Die einzelnen Explosionen führen zu den krassesten Screen-Shakes in der Geschichte des Gamings, die bei schwächeren Gemütern tatsächlich zu epileptischen Anfällen oder Kotzen führen könnten. Aber einem sowieso nicht treffen lassen.
Trotzdem, habe seit einiger Zeit nicht mehr so ausgiebig gezockt. Das erste Drittel habe ich ja jetzt gemacht, mein Leben als Frontkämpfer kann nur besser werden. Alle Games der Mass-Effect-Trilogie hatten einfach etwas, das sie mich immer und immer wieder zocken liessen. Vor zwei Jahren oder so habe ich sie nochmals über 300 Stunden gezockt, nachdem ich sie bereits auf der Xbox 360 ausgelutscht hatte. Ich weiss nicht mehr, wie viele Stunden ich damals damit verbracht habe, weil der damalige Account nicht mehr existiert.
Auf jeden Fall freue ich mich jetzt auf Schauplätze wie die Dächer von Illium, auf Tuchanka und Horizon, gar nicht zu reden von der epischen Schlacht am Ende. Muss nur noch Garrus rekrutieren, dann habe ich alle und es geht nach Horizon, wo ich zum ersten Mal richtig als Frontkämpfer spielen kann, was daran liegt, dass ich endlich ausreichend Skills und Upgrades habe und dass das Leveldesign und die Gegner gut geeignet sind.
Vanguard-Gameplay auf Horizon (nicht von mir)